Kochen wie die Halblinge - Von der schönsten Kunst
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Themenbücher sind auch im Fantasy-Bereich nichts Neues. Und mancher Roman, manche Welt gibt ein sehr offensichtliches Thema vor, dass auch vom heutigen Normalmenschen umgesetzt werden kann. Dazu zählt definitiv die Kochkunst der Hobbits (bzw. Halblinge). Ein großes Bedenken kann man haben: Ist dies Geldmacherei? Ist es nicht: Kochen wie die Halblinge ist wirklich gut jedes Gericht kann man sich gut in die Halblings-Küche denken.
Auf etwa 100 wunderschön illustrierten Seiten gibt Patzy Llalena aus dem Ilmental hier seine Lieblingsrezepte weiter, kommentiert mit "handschriftlichen" Anmerkungen und geht auch auf den seltsamen Datsch-Ofen ein, den sein Onkel einst kaufte. Die Rezepte sind dabei in fast jeder Küche umsetzbar und setzen eher auf gute, schmeckende Hausmannskost als auf Ausgefallenheit und Luxus - passend!
Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.
Die rechte Zeit fürs Essen
Wann ist für Halblinge die rechte Zeit zum Essen? Richtig: Jede Zeit! Dies spiegelt sich auch im Aufbau des Buches wieder, das für jede Tageszeit ein Rezept hat:
- Zunächst für den "Ersten Hunger nach dem Aufstehen" (also vor zweitem Frühstück und 11-Uhr-Imbiss),
- dann mit "Warmes bis es dunkel wird",
- und für die Zeit, "Wenn der süße Zahn sich meldet"
- sowie abschließend mit "Das geht immer".
Dazwischen gibt es noch kurze Hinweise zu Pilzen und Heilkräutern.
Zur rechten Zeit kommt natürlich auch die rechte Menge: Bei viel und reichlich dürfte den meisten Halblingen das Herz aufgehen. Welch Katastrophe ist eine Feier, bei der das Essen nicht reicht! Patzy Llaleena gibt Mengen an, empfiehlt diese aber nur als grobe Orientierung, bis man selbst besser abschätzen kann. Die Mengen reichen für zwei Halblinge, drei Zwerge oder vier Menschen. So viel dann zum Appetit der Halblinge. Zunächst irritieren mag die Mengenangabe in Schüssel und Krügen. Am Ende gibt es jedoch eine Umrechnung in irdische Maße.
Dieser Appetit führt dann manchmal auch zu Problemen beim Essen. Denn gleich beim ersten Rezept findet sich der Vermerkt "Für den ersten Hunger? So lange wie das dauert?!?"
Persönlicher Stil: Leser als Schüler
Dieser Kommentar ist schief in blau gedruckt und weckt den Eindruck (sehr sauberer und problemlos lesbarer) Handschrift: Ein Kommentar von Patzy, wie er viele zu den Rezepten hinzufügte. Die Rezepte in diesem Buch sind Patzys Lieblingsrezepte, die er selbst von seinen Meistern bekommen hat und stellt sie dem Leser als seinem Schüler vor. Die konsequente Du-Ansprache ist dabei für Hobbits genau richtig gewählt und auch die vielfältigen Anmerkungen treffen den Ton: Eine hilfreiche Anmerkung hier, ein Alternativvorschlag dort und ein halbtrauriges "Aber wenn ich doch Hunger habe?" nach der Aussage, dass man nicht alle Pilze wegernten solle. Hier steht nicht nur Hobbit (oder Halbling) drauf, hier ist auch der Halbling drin!
Die Kochanleitungen sind dabei eher knapp, aber absolut klar. Auch mir sind sie verständlcih und ich kann loslegen. Oder könnte: Denn der größte Koch der Welt bin ich zugegebenermaßen nicht. Und meine Küche gehört zu den wenigen (typische Single-Studenten-Küche), die für einige Rezepte doch nicht genug Platz bietet. Damit ist im Grunde das "Muss" eines Kochbuchs erledigt. Die Zutatenliste wird jeweils am Seitenrand angegeben. Man kann eine Seite aufschlagen und loslegen.
Hausmannskost mit einem Touch Ideen
Kritisch könnte man sagen: Soooo supertoll und neu sind die Rezepte alle nicht. Dem zu entgegnen wäre, dass dies wohl auch nicht dem Essenswunsch der Halblinge entspräche. Mal ehrlich: Wie stellst du dir einen Hobbit vor?- In einem Nobelrestaurant mit einer kleinen, edlen, teuren Portion des neuesten Gerichts
- In einem Familienrestaurant mit einer Riesenportion (plus Nachschlag) eines Gerichts, das er garantiert mag und kennt.
Ich vermute, die meisten Halblinge bevorzugen die zweite Variante. Die erste werden sie sicher nicht ablehnen, aber den Koch mit ständigen Fragen nach einem Nachschlag zur Weißglut bringen. Und selbst Stunden verbringen um eine viel zu geringe Menge zu kochen?! Nein, da würde man ja verhungern!
Dementsprechend sind die Rezepte gehalten: Sie sind deftige, solide Hausmannskost und diese erwartete ich auch von Hobbits. Saisonal, mit Hinweisen auf Eigenanbau oder die Sammlung (Pilze!) dreht sich dann tatsächlich der ganze Tag nur ums Essen. ;)
Wer ausgefallene Gerichte sucht, sollte hingegen lieber ein Elben-Kochbuch suchen. Aber auch die Hobbits sind nicht fantasielos: Gerade Patzys Anmerkungen geben interessante Ideen, wie man Gerichte variieren kann.
Übrigens: Wer Appetit auf etwas bestimmtes hat, seien es nun Eier oder Bohnen, sollte den Index am Ende aufschlagen. Hier sind die Gerichte nicht nur nach Zutaten gelistet, sondern sogar auch vegetarische und vegane Speisen!
Durchgängige Illustrierungen
Waber macht Kochen wie die Halblinge wirklich zu einem Hobbit-Kochbuch? Der Ton, die Anmerkungen und die Rezepte steuern alle ihren Teil bei. Den wesentlichen Hobbit-Charakter kreieren jedoch die durchgehenden Illustrationen: Leicht altertümlich herrschen Gelb- und Brauntöne vor - keine langweiligen weißen Seiten! Für mich sind dies die typischen Hobbit-Farben: Erdfarben für bodenständige Höhlenbewohner.Dies ist jedoch nur die Farbe des Hintergrunds, denn jede Seite ist weiterhin handillustriert: leuchtend Rote Tomaten, ein Halbling, der einen Hasen mit der Pfeffermühle jagt ("Hasenpfeffer" - welches Rezept denn sonst?!) oder auch ein nebeliger Tag vor einer Hobbit-Behausung und andere Szenen aus dem Halblingsleben. In den meisten Fällen sind die Gerichte oder Zutaten gezeichnet. Durch diesen Look fühle ich mich wirklich bei den Halblingen - und könnte mir auch gut vorstellen, einige Bilder in einer Bauernküche aufzuhängen.
Besser als meine Worte zu lesen: Wirf einfach einen Blick auf die Beispielausschnitte in dieser Rezension. Auch der Einband ist hochwertig: Nicht geklebt, sondern gebunden und sehr solide. Ein halbes bedenken: Das Buch ist so toll aufgemacht, dass ich mich fast nicht traue, es in die Nähe meiner Essensvorbereitungen zu legen. Die Soße spritzt doch garantiert! Und für Flecken ist mir das Buch wirklich zu toll.
Die Sache mit dem "Datsch-Ofen"
Was ist jetzt eigentlich dieser Datsch-Ofen, den ich ganz zu Anfang erwähnte? Natürlich, ein Kochgerät das der Onkel des Meistekochs einst erwarb. Und man kann damit sogar backen! Gut, in Wirklichkeit ist es ein Dutch Oven: Im Wesentlichen ein eiserner Topf, der von unten und oben mit Kohle erwärmt wird. Eine Feuerstelle sei hier ausdrücklich empfohlen!
Natürlich passt dies zu den Halblingen. Nur im Hinblick auf die praktische Nutzung bin ich ein wenig skeptisch. In meinem Bekanntenkreis kenne ich keinen Dutch Oven. Naja, vielleicht die Larper ausgenommen, da bin ich mir nicht sicher. Im Endeffekt eine Kochvariante fürs Camping. Auch der Exkurs zu Pilzen und Heilkräuter passt wunderbar ins Buch - aber die wenigsten heutigen Stadtmenschen dürften eine Feuerstelle haben, einen eigenen Garten für den Zutatenanbau oder regelmäßig zum Pilzesammeln in den Wald gehen.
Das ist ein kleines Manko - außer, man geht tatsächlich öfter in der freien Natur Zelten.
Es bleibt hier am Ende, den Pragmatismus zu nutzen, den Patzy Llaleena auch für die Mengen in den Rezepten empfiehlt: Modifikation erwünscht! Und habe ich keine Chance, selbst Pilze zu sammeln, dann bleibt mir halt ein guter Wochenmarkt.
Fazit: Kochen wie die Halblinge bringt keine Innovation der Kochkunst, sondern reichliche und gute, deftige Kost - das, wofür man Halblinge kennt. Zusammen mit den wundervollen Illustrationen ist dies ein erstklassiges und einfach umsetzbares Kochbuch für alle Hobbit-Fans. Zugreifen! Dann bist du bestens vorbereitet, auch wenn mal ein Zauberer mit Zwergen vor der Tür steht. Vielleicht kannst du so sogar den Weinkeller retten!Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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