Peer Gynt (Große Musik für kleine Hörer)
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Das norwegische Märchen von Peer Gynt wurde von Henrik Ibsen als Theaterstück verfasst. Die bekannteste Musik zu diesem Stück ist Edvard Griegs "Peer Gynt Suite". Mit der eigentlichen Geschichte von Peer Gynt wie die Sage und wie auch Ibsen sie erzählt, hat diese Neuerzählung wenig zu tun. Es sei eine Erwachsenengeschichte, erklärt Peter Stangel als Erzähler gleich zu Beginn. Daher hat er sich eine neue Geschichte ausgedacht. Peer ist hier ein kleiner Junge, der in den Schulferien mit seiner Freundin Annika in die Höhle von Trollen gerät.
Das Hörbuch erhält 7 von 10 Punkten.
Die Neuerzählung von Peer Gynt wird, was das Erzählerische angeht, der Vorlage nicht gerecht. Das wundert kaum: Die ursprüngliche Geschichte ist verschwunden; stattdessen spielt dieses Peer Gynt in einer heilen Schulkinderwelt. Die Geschichte war aber auch nicht Zentrum dieser Produktion, sondern die Musik.
Peer Gynt im Original
Im Original war Peer Gynt ein norwegisches Volksmärchen. Bekannter ist hierzulande die Bühnenversion von Henrik Ibsen mitsamt der Musik von Edvard Grieg. In diesem Schauspiel ist Peer Gynt ein verwöhnter Taugenichts, der eines Tages einige Maiden vor der Hochzeit mit Trollen bewahrt. Nach einem Besuch im Reich der Trolle reist er durch die Welt und kehrt schließlich ohne Besitz in seine Heimat zurück, wo seine Geliebte ihn erwartet ... und rettet.
Zentral für die Geschichte ist die Frage, was Mensch und Troll voneinander unterscheidet, wobei die Trolle alles Egoistische verkörpern. Direkt verbunden ist die Frage danach, wann in seinem Leben er wirklich er selbst war.
Dies ist natürlich nur ein kurzer Abriss der Geschichte. Denn mit dem Original hat die Erzählung aus "Große Musik für kleine Hörer" wenig zu tun.
Vereinfachte Story, kurz erzählt
"Neuerzählung" würde dieser Geschichte nämlich Unrecht tun. Die Gemeinsamkeiten sind schnell aufgezählt: Es gibt einen Peer Gynt. Es gibt Trolle. Und die Geschichte spielt in Norwegen - das war's.
Ersetzt wurde die durchaus komplexe Geschichte von Peer Gynt mit einer sehr einfachen, die auch Kinder verstehen. Dies ist ein anderer Peer Gynt, ein Schuljunge - immerhin kann es ja mehrere Peer Gynts geben, oder nicht?
Diese Geschichte beschränkt sich auf ein kurzes Abenteuer: Eines Ferientags gelangt Peer mit seiner Freundin Annika in die Höhle der Trolle. Das ist gefährlich, denn Trolle werfen Menschenkinder gerne durch die Gegend. Die beiden entkommen - und Ende.
Erzählerisch gibt die Geschichte wenig her. Sie hat einen Vorteil, der für diese Produktion essenziell ist: Auch junge Kinder verstehen die Geschichte ohne Probleme. Diese Peer Gynt-Version ist für Kinder ab 4. Das heißt, die Erzählung muss sehr einfach sein, im Grunde noch unter Erstleser-Niveau.
Zentrum Musik (für Kinder)
Und das ist in Ordnung. Denn der Titel erschien in der Reihe "Große Musik für kleine Hörer". Es ist nicht "Große Geschichten" für kleine Hörer. Die Musik steht im Zentrum und soll den Kindern früh nahegebracht werden.
Das gelingt. Ich lehne mich aus dem Fenster und behaupte: Jeder Erwachsene hat mindestens "In der Halle des Bergkönigs" und "Morgenstimmung" schon einmal gehört, auch wenn er vielleicht mit den Titeln nichts anfangen kann. Die Taschenphilharmonie spielt Edvard Griegs Peer Gynt Suiten professionell ab. Die Geschichte dient den Musikern nur als Rahmen, der dezent die Vorstellungskraft der jungen Hörer in bestimmte Bahnen lenkt. Eine Musik lässt sich eben leichter "verstehen", wenn man einen Zusammenhang hat.
Für junge Musikfans oder zum Erstkontakt mit Klassikern ist dieses Stück der Taschenphilharmonie daher sehr gut gelungen. Das gilt auch für die Länge: 40 Minuten halte ich für die jüngste Zielgruppe sehr passend. Wäre es deutlich länger, würden die Hörer wohl das Interesse verlieren.
Fazit: Wem es um die Geschichte von Peer Gynt geht (auch für Kinder), der liegt hier schlicht falsch. Persönlich hätte auch ich mir ein wenig mehr Erzählung gewünscht, sei sie nahe ans Original angelehnt oder neu entworfen. Diese bietet "Große Musik für kleine Kinder" nicht. Wie schon der Titel andeutet: Es geht vor allem um die Musik. Und diese bereitet die Taschenphilharmonie gekonnt und gelungen auf.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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