Satinavs Ketten
bei
Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
(0) | ||
(1) | ||
(0) | ||
(0) | ||
(0) | ||
(0) |
Vor 13 Jahren wurde ein Hexenmeister auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Doch dies sollte nicht das Ende seiner Machenschaften sein. Geron, einem Vogelfänger, wurde ein düsteres Schicksal prophezeit: "Du bringst das Ende"... Nun ist eine Krähenplage über das Königreich Andergast hereingebrochen und Geron plagen dunkle Träume. Trotzdem ist dies die Gelegenheit für den Vogelfänger, sich zu beweisen. Aber mehr steckt hinter der Plage: Der Hexenmeister ist zurückgekehrt und sinnt auf mehr als nur Rache... Es ist an Geron, den Hexer zu besiegen. Dabei steht ihm die Fee Nuri zur Seite. Aber Feen sind tücksich und es scheint, als verzaubere sie Geron. Dennoch kann es sein, dass er sie zur Rettung aller töten muss...
Das Spiel erhält 8+ von 10 Punkten.
Satinavs Ketten ist kein Buch, zugegeben. Es ist ein Computerspiel. Genauer: das erste DSA-Adventure (Das Schwarze Auge, das größte deutsche Rollenspiel). Gewissermaßen ist ein Adventure ein interaktives Buch, zumal der Hersteller Daedalic (The Whispered World, Deponia) den Schwerpunkt auf die Geschichte legt und zusätzlich durch kunstvolle Grafik die düstere Atmosphäre einfängt.
Adventure für Geschichtenliebhaber
"Satinavs Ketten" ist ein Adventure für Spieler, die aktiv eine Geschichte durchleben wollen. Diese folgt mit einer düsteren Prophezeiung zwar nicht ganz unbekannten Bahnen, kann die Stimmung aber sehr gut einfangen. Dieser Stimmung und der Geschichte ordnet das Spiel auch alles Weitere unter: Grafisch exzellent ist die Grafik dennoch "nur" Unterstützung zur Geschichte, ebenso wie die Hintergrundklänge. Einziges Manko in der Erzählebene ist die strikte Linearität des Spieles. Und vielleicht auch, dass die Charaktere ein wenig blass bleiben. Enttäuscht werden dürften auch jene, die das DSA-Erlebnis über das Charaktersystem suchen. Dies ist ein Adventure. Es gibt keine Rollenspielelemente und dementsprechend fehlt dieser Teil des DSA-Flairs komplett. Für mich war "Satinavs Ketten" am Ende dennoch gelungen. (Warum rezensiere ich erst fast eineinhalb Jahre nach Erscheinen? Nicht weil ich so lange brauchte - nein, weil mein alter Rechner nicht mitmachen wollte. Immerhin ist es inzwischen für knapp 20 Euro zu haben.)
Grafik und Ton
Die Grafik unterstützt die Geschichte - aber diese Unterstützung ist großartig. Die Hintergründe sind allesamt Kunstwerke, die man sich auch als Poster gut aufhängen könnte - meist als düstere Poster, denn im Gegensatz zu anderen Daedalic-Werken ist "Satinavs Ketten" trotz gelegentlichem Humor generell sehr düster. Auch diese Stimmung kann Daedalic sehr gut einfangen.
Einige Schwächen, über die man aber leicht hinwegsieht, bieten die Figuren: Oft verfügen sie nur über wenige Animationen und bewegen sich kaum. Das merkt man insbesondere bei der gänzlich fehlenden Lippensynchronität. Die Wortwahl der Dialoge ist im Wesentlichen gelungen, auch wenn nicht alle Gags zünden. Gegenüber anderen Daedalic-Adventures ist Satinavs Ketten im Übrigen düsterer, ernsthafter - und fängt damit die Vorlage ein.
Abgesehen vom reinen Text und Synchronität: Die Vertonung ist exzellent. Alle Dialoge sind gesprochen. Auf Musik verzichtet das Spiel, aber die Hintergrundgeräusche kommen auf diese Art noch mehr zur Geltung. Noch einmal zurück zur Grafik: Nach jedem Kapitel erfolgt eine Cutscene. In schwarz-gelb, vor pergamentartigem Hintergrund gleitet die Kamera vorbei; während der Erzähler stimmig vom weiteren Geschehen berichtet. Gerons Visionen hingegen sind düster und lassen ihn immer wieder die bestimmende Szene aus seiner Vergangenheit erleben. Einen guten Eindruck, besser als Worte, vermittelt der offizielle Trailer von Daedalic:
Mechanik und Rätsel: Standard
"Satinavs Ketten" ist aber nicht nur eine hübsch illustrierte Geschichte, sondern auch ein Spiel. Viel braucht man hierzu nicht zu sagen: Satinavs Ketten ist ein klassisches Point-and-Click Adventure. Verschiedene Dinge in den Bildern lassen sich anklicken, Gegenstände einsammeln, manipulieren und kombinieren. Innovation jenseits des Genre-Standards gibt es nicht, muss es aber auch gar nicht: Das Spielprinzip funktioniert. Einzig Gerons Fähigkeit, Gegenstände zu zerdeppern (und Nuris, selbige zu reparieren) sind ein wenig besonders. Nüchtern betrachtet sind sie allerdings auch nur eine neue, weitere Interaktionsmöglichkeit, die sich allerdings gut mit den Rätseln kombiniert. Diese sind meist logisch, wobei gelegentlich auch Adventure-Veteranen gefordert sind. Einsteiger werden nie ganz allein gelassen: Eine Hervorhebungs-Funktion markiert alle Stellen mit Interaktionsmöglichkeit. Manchmal musste auch ich aber schlicht alles ausprobieren, denn konkrete Hinweise fehlen auch schon mal und einige Rätsel gehen über mehrere Stufen. Immerhin irrt man nicht allzu weit umher: Jedes Kapitel ist auf eine überschaubare Szenenzahl beschränkt.
Scheitern oder sich in unlösbare Situationen manövrieren kann man indes nicht.
Schade ist, dass die Auswahlmöglichkeiten in den Dialogen (bei denen in eine Nahansicht geschaltet wird) letzten Endes keinerlei Auswirkung haben. Die Handlung bleibt linear. Ob man jetzt ein Achievement dafür bekommt, nett zu sein, oder stattdessen dafür, fies zu sein, ist für das weitre Spiel egal. Auch emotional dürfte sich kaum ein Unterschied ergeben.
Eine aventurische Geschichte
Manchmal werden Spiele mit Lizenzen gemacht und einfach so aufgepfropft, ohne dass sie zur Lizenz passen. Im Prinzip könnte auch die Handlung von "Satinavs Ketten" überall spielen, aber Daedalic hat sehr saubere Arbeit damit geleistet, sie ins "echte" Aventurien zu integrieren. Wer noch nie etwas von Das Schwarze Auge gehört hat, wird keine Probleme bekommen, aber DSA-Veteranen werden einiges wiedererkennen.
Das beginnt beim Handlungsort: Andergast ist in Aventurien vor allem wegen seinem nahezu permanenten Krieg mit dem Erbfeind Nostria bekannt. Auch Satinav aus dem Titel gehört zweifellos nach Aventurien und wer mehr weiß, findet zum Beispiel Zahyad-Zeichen an der Wand einer Bibliothek. Titelheld Geron wird so auch als Magiedilettant (eine Charakterklasse) erkannt und seine Zerdeppern-Fähigkeit als Zauber "Klickeradomms" - ja, den gibt es wirklich: als Kobold-Schabernack. Selbst der Aventurische Bote, eine irdisch erscheinende Zeitschrift aus der Spielwelt, gab einen Bericht zu den Ereignissen des Spiels. Letztlich ließe sich das Spiel schnell auch in eine andere Welt versetzen, fügt sich aventurisch aber gut ein.
Apropos andere Welt: In eine solche verschlägt es Geron auch. In eine Feenwelt. Die Adjektive, die einem hier einfallen sind: abstrus, skurril, irre, durchgedreht - und das nicht erst, seit die Königin reichlich komische Gesetze erlassen hat. Hier gibt es dann auch die klassische Queste "drei unmögliche Aufgaben" zu erfüllen. Und die Rätsel sind feentypisch ganz unlogisch logisch. Wie gelangt man vom Sommer in den Winter? Ist doch klar: Man ändert die Windrichtung! Perspektivisch lässt hier M.C. Escher grüßen.
Charaktere
Bei einer guten Geschichte dürfen natürlich die Charaktere nicht fehlen. Hier kann man durchaus attestieren, dass diese etwas tiefer hätten ausfallen können. Klar: Figuren, die nur in einer Szene vorkommen, sind immer ein wenig archetypisch. Gerade hier gibt es aber Überraschungen und mein persönlicher Favorit ist der Fischer, dessen gesamter Dialog aus einem tief-brummelnden "Hmhm" mit wandelnder Betonung besteht.
Geron wird vor allem durch die Prophezeiung und seine Verbindung mit dem Seher charakterisiert, bleibt darüber hinaus aber recht leer. Die Romanze mit Nuri bahnt sich an, kommt dann aber doch recht plötzlich stärker in Fahrt. Gerade Nuri hätte aber mehr Charakter vertragen. Sie wirkt fremd und soll es auch: kindlich naiv und weltfremd - eine Fee eben, die tatsächlich aus einer anderen Welt kommt und manches einfach nicht versteht. Hierdurch nimmt sie die Rolle des "Comic Relief" an, ist also für die witzige Auflockerung zuständig. Das gelingt leider nicht immer: Manchmal wirkt die Stimme zu alt. Vielleicht ist das für eine Fee aber auch passend? Insgesamt ist diese Kritik aber Jammern auf hohem Niveau: Das Spiel macht Spaß und über die Kleinigkeiten zieht die Story hinweg.
Ca. 12. Stunden - Fortsetzung folgt
Etwa 10-12 Stunden dürfte man an "Satinavs Ketten" herumrätseln, sofern einmaliges Durchspielen genügt und man nicht alle Achievements erjagen möchte. Damit ist die Geschichte um Geron und Nuri jedoch nicht beendet: In MEMORIA findet die Geschichte eine direkte Fortsetzung mit einem kurzen Zeitsprung. Denn das Finale von Satinavs Ketten ist weit davon entfernt, alles in Wohlgefallen aufzulösen, kommt recht kurz und abgehackt daher. Hier hätte es auch etwas mehr sein dürfen, trotz der direkten Fortsetzung.
"Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten" glänzt mit einer guten Geschichte und kunstvollen Hintergründen. Besonders DSA-Kenner kommen durch viele Anspielungen auf ihre Kosten. Wesentlichster Kritikpunkt ist die hohe Linearität und der anspruchsvolle Adventurer mag auch kritisieren, dass ein Scheitern nicht möglich ist.
Systemanforderungen von Satinavs Ketten
- Windows XP/Vista/7/8
- 2,5 GHz Single-Core-Prozessor oder 2 GHz Dual-Core-Prozessor
- 2 GB Arbeitsspeicher (2,5 GB für Windows Vista/7)
- OpenGL2.0-kompatible Grafikkarte mit 512 MB RAM
- DirectX9.0c-kompatible Soundkarte
- 6 GB freier Festplattenspeicher
- DVD-Laufwerk
- Maus
- Internetverbindung und installierter Steam-Client für die Aktivierung
Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
Es gibt eine oder mehrere Leseprobe(n) zu diesem Buch:Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten - Offizieller Trailer (extern)
Zitat(e) aus dem Buch
- Die Zeit ist das Feuer, in dem wir brennen.
- Die Zeit verrinnt so schnell in dieser Welt...
Diese Rezension bewerteten 0 positiv und 0 negativ. (5573 Leser bisher.)
Deine Meinung
Sag uns deine Meinung zu Satinavs Ketten