Die Welt der Sookie Stackhouse
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"Dieser Führer durch das 'Sookieversum' enthält eine neue Sookie-Erzählung sowie jede Menge ergänzendes Material zur Kult-Vampirserie." Das sagt der Rückentext und er hat recht. Nach dem kurzen Vorwort von Charlaine Harris folgt eine Karte von Bon Temps und dann die "Kurzgeschichte" - immerhin rund 120 Seiten. Danach ein kurzer Abriss zu übernatürlichen Geschöpfen aus Sookies Feder, ein Stammbaum, ein längeres Sookie-Quiz, Kochrezepte aus den Südstaaten, Fragen und Antworten von Chris Ball (Regisseur der TrueBlood Fernseh-Reihe) und Charlaine Harris sowie ein Figurenverzeichnis.
Das Buch erhält 3 von 10 Punkten. Die Kurzgeschichte in ihm 7-8 von 10 Punkten.
Mein Fazit zu diesem Buch ist durchaus gemischt. Die Kurzgeschichte ist gelungen und füllt die Lücke um die Hochzeit von Sams Bruder. Der Mittelteil bietet viele Extras. Aber diese sind genau das: Extras, die ich gerne mitnehme, die für ein ganzes Buch aber zu wenig erscheinen. Vollkommen enttäuschend ist der "Führer" (ein Personenverzeichnis) am Ende.
Gelungene Kurzgeschichte: "Eine Hochzeit in der Kleinstadt"
Mit "Eine Hochzeit in der Kleinstadt" bekommt der Leser die einzige neue Sookie-Geschichte des Romans. Schon zuvor hat man von den Ereignissen andeutungsweise gehört: In "Cocktail für einen Vampir" wurde die Hochzeit von Sams Bruder erwähnt - hier gibt es nun die Ereignisse. Und diese können gut unterhalten. Dabei ergibt sich eine deutliche Parallele zur realen Fremdenfeindlichkeit - aber auch einige Hoffnungsschimmer "guter Menschen", die sich für die "Anderen" (hier Gestaltwandler) einsetzen und das "Richtige" tun. Zentrales Thema ist, richtig, "Rassenhass". Erwähnt werden sollte auch, dass die Familie Merlotte in den Romanen eine deutlich andere als in der Fernsehserie TrueBlood ist.
Mittelteil: "Nette" Extras von Rezepten bis Quiz
Der Mittelteil des Buches bietet nette Extras. Hierzu zähle ich auch die Karte von Bon Temps, wenngleich sie am Anfang steht - und auch nicht wie ein genauer Maßstab wirkt sondern eher wie eine grobe Lageskizze. Kommentare von Charlaine Harris zu den Kurzgeschichten und deren Einordnung in die Reihe sowie eine Rezeptsammlung und ein Quiz sind "nett" - aber eben auch genau das: nett, als Extra. Etwas, das ich gerne zusätzlich mitnehme und das einen Reiz hat, das für sich aber kein Buch sinnvoll füllt. Ich bin kein leidenschaftlicher Koch, manche Rezepte klingen gut - aber ein Kochbuch wollte man hier sicher nicht erwerben und nur einige Namen aus dem Sookie-Universum voranzustellen, ändert auch wenig an der Mahlzeit. Zum Quiz lässt sich sagen, dass Beverly Battillo und Victoria Koski dieses anscheinend für Hardcore-Fans geschrieben haben. Denn schon vor den "kniffligen" Fragen werden teils Dinge abgefragt, die in absolut unwichtige Details von einmal auftauchenden Nebenfiguren gehen.
Bei den Interviews mit Charlaine Harris und Alan Ball (Regisseur der Fernsehreihe TrueBlood) kann man erneut sagen: Nett, nehme ich gerne mit. Dennoch erwarte ich solche FAQs eher auf der Website eines Autors als in einem Buch, unabhängig davon, ob man sich für die deutlich andere Fernsehserie überhaupt interessiert.
Nachschlageverzeichnis: Unintuitive Katastrophe
Abschließend findet man auf 230 Seiten das vermutliche "Highlight" des Romans. Immerhin kündigt der Werbetext einen Führer, ein Nachschlagewerk an. Leider kann ich diesem Nachschlagewerk nichts abgewinnen und das hat mehrere Gründe. Im Wesentlichen ist es ein Personenverzeichnis, das so ziemlich jede Figur listet. Bei einigen Charakteren geht dies über mehrere Seiten. Und hier folgt mein erstes Problem: Hintergründe gibt es exakt gar keine. Alle Einträge sind lediglich Zusammenfassungen von genau dem, was in den Romanen mit der Figur geschieht. Ich würde die Bücher dann lieber erneut lesen. Denn auch die Angabe, in welchen Büchern eine Figur vorkommt, ist ungenügend und vage. Was passiert wo? Glücklich gewählt sind die Abkürzungen ohnehin nicht immer, wenngleich nachvollziehbar.
Eine gänzliche Katastrophe ist in meinen Augen jedoch das Ordnungssystem. Das beginnt bei Kleinigkeiten, wie dem Einfügen von manchen Orten. Warum? Geht es jetzt nur um Personen oder um alles? Wenn Letztgenanntes, warum dann nur einige Orte? Schwerwiegender ist jedoch, dass ich eigentlich nie weiß, wo ich suchen muss. Beispiele sind hier zahlreich. Nehmen wir "Tara" - der Eintrag existiert nicht. "Thornton, Tara"? Ebenfalls leer. Lediglich "du Rhone, Tara Thornton" gibt es. Geburtsnamen werden angehängt ... auch wenn die Figur diesen die längste Zeit der Serie führt. Querverweise sucht man hier und an anderer Stelle vergebens. Diese wären jedoch nicht nur praktisch, sondern geradezu notwendig. Denn ansonsten findet genau derjenige etwas, der schon weiß, wo es ist. Auch führt die Auflistung per Nachnamen zu einem anderen Problem: Verheiratete haben oft sehr ähnliche Einträge und so gibt es zweimal hintereinander eine halbe Seite fast identischen Text. Künstliche Aufblähung? So ganz kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, wobei ohnehin ein digitales Wiki-System (mit Verknüpfungen!) zeitgemäßer erscheint.
Die Probleme hören hier jedoch nicht auf. Die Sache mit den Namen wird nämlich noch kurioser: Viele Figuren haben einfach keinen Nachnamen! Bei einer Mänade erwarte ich das auch gar nicht! Auf die Spitze getrieben wird dies von Einträgen wie "Elfe (Elfe): Name unbekannt." Klasse. Oft klingt der Führer hier wie eine gesprungene Platte: "unbekannt, unbekannt, unbekannt".
Das Übelste von allem ist vielleicht die Inkonsequenz, über die ich mich schlicht ärgere. Denn zwischen der Ordnung via Nachnamen findet man auch Eric Northmans Kinder, Hallows Hexenzirkel (aber keinen Eintrag für "Hallow" - nur "Hebert, Priscilla". Viel Spaß, so etwas zu erraten - oder eher, bereits zu wissen!), Namenloser Vampir 1 etc. Es geht noch irrwitziger: Man nehme Lisle, Angie vs. Jüngste Lisle Schwester vs. Merlotte, Deidrea Lisle. Oder auch Jones, Kenya vs. Kenya Jones' Bruder bzw. Stackhouse, Jason vs. Jason Stackhouses Haus. Dies sind leider keine Ausnahmen.
Für die Erstellerin scheint es irgendwie sinnvoll gewesen zu sein. Ich halte es für verwirrend, unintuitiv, inkonsequent, nicht ausreichend untereinander verbunden und sich wiederholend. Dieser Teil des Buches allein, auf den sich ja immerhin auch der Titel bezieht, würde von mir im Bereich von 2-3 Punkten bewertet werden. Denn zusätzlich zu o.g. Problemen sind die Einträge nur "Inhaltsangaben" der Romane. Klar, man bekommt alles zu einer Figur auf einen Schlag, aber ich weiß nicht, wem das in dieser Form nützen soll; einen echten Mehrwert zu den Romanen finde ich nicht.
Fazit: eine gute Kurzgeschichte, viele Extras, die man gerne nimmt, die allein aber kein Buch Wert sind und ein in den Sand gesetztes Nachschlagewerk. Wem es um die Kurzgeschichte geht und bereit ist, den Kaufpreis dafür zu bezahlen, der darf zugreifen. Wem es um ein gute Nachschlagewerk für Sookie geht, der wird hier enttäuscht.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
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