Buch-Cover, Ulli Schwan: Das Blut der Mondwandler

Das Blut der Mondwandler

Serie: Mondwandler (#1)Genre: Urban Fantasy
Verlag: 13Mann
Seiten: 308
Erschienen: 12/2012 (Original: 2012)
ISBN: 978-3-941420-83-0
Preis: 12,95 Euro (Softcover)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

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Nathaniel Palmer ist ein Mondwandler. Seine Aufgabe ist der Schutz der Kartheiser-Sippe: Werwölfe, die seit Jahrhunderten unerkannt im Rheinland leben. Als der Vampir Samuel ein Mitglied der Sippe entführt, ist es an Nathaniel, die Entführte zurückzuholen. Die Aktion gelingt - und die Entführung war wohl auch eher ein dummer Zufall als Absicht. Doch Samuel nimmt die Angelegenheit persönlich und zieht die Kartheiser in einen wahren Krieg, der droht, die Werwölfe auch vor den Menschen zu enthüllen. Wenn sie den Kampf gegen die Vampire überhaupt bestehen ...

Der Roman erhält 7-8 von 10 Punkten.

"Das Blut der Mondwandler" ist ein Roman mit Vampiren und Werwölfen, die wie so oft aneinandergeraten. Ungewöhnlich: "Das Blut der Mondwandler" spielt in Deutschland. Leider verpasst der Roman, mehr aus diesem Schauplatz zu machen. Er setzt stattdessen auf rasante hard-boiled detective Action mit Urban Fantasy, und das gelingt ihm.

Werwölfe und Vampire in Deutschland

Die meiste Fantasy kommt heute aus dem englischsprachigen Raum und davon das meiste aus den USA. Dementsprechend ist auch der Handlungsort meist in den Vereinigten Staaten angesetzt. Deutschland ist auch in anderen Gattungen ein eher seltener Schauplatz und dieser gibt dem Roman einen ersten Reiz.

Jedoch ist es ein virtuelles Deutschland. Die Stadt, in der die Handlung spielt, liegt im Rheinland. Passende Namen (Ostkampf, Greifenforst etc.) vermitteln ein Gefühl der Authentizität, ebenso wie Andeutungen zur römischen Vorgeschichte. Diese wird jedoch nicht vertieft: Der Roman will flott unterhalten, nicht durch tiefe Betrachtungen zum Denken anregen oder gar lehren. Die Handlungsorte wirken überzeugend, als könnten sie wirklich echt sein. Gleichzeitig ist dieser Schauplatz dann aber mehr Kulisse als integraler Bestandteil des Romans. Der Grund dafür ist, dass die Sippe der Kartheiser, die Handlung, und die Sicht Nathaniels mehr Raum bekommen. Und dabei geht es um die durchaus typischen Werwölfe, auch wenn sie hier Mondwandler heißen.

Hard-Boiled Urban Fantasy - Die Sippe über alles

Der Roman bewirbt sich selbst als "Urban Fantasy für Hardboiled-Fans" und trifft es damit gut. Mit dem Hardboiled-Anteil übernimmt der Roman aus einer Spielart des Detektivromans: Der Protagonist ist auch der Erzähler, der ausschließlich aus seiner Sicht erzählt, Empfinden und Gedanken eingeschlossen. Das schließt gleichzeitig mehrere Perspektive aus, die ein allwissender Erzähler oft bietet. Diese Handlung ist ganz aus der Sicht - und mit dem Wissen - Nathaniels wiedergegeben. Diese Gedankenwelt Nathaniels hebt sich vom ansonten actionlastigen Roman ab: Nathaniel ist ein Kämpfer, aber auch sehr nachdenklich. Er ist nicht der Berseker sondern der Ruhige und Nachdenkliche. Besonders hervorzuheben sind auch die Verwendung aller Sinne und die hohe Bildhaftigkeit. Insbesondere das wiederholte Verwenden des Geruchssinns passt zu den Wölfen und auch Gefühl und Sicht mischen sich zu einem überzeugenden synästhetischen Gesamtbild. Leider schwankt die Qualität bisweilen, wozu auch sehr viele 1-Buchstaben-Fehler beitragen.

Der "Held" des Romans ist nachdenklich, handelt bei seiner Aufgabe jedoch kompromisslos. Für den Schutz der Sippe ist alles erlaubt - auch das Töten Unschuldiger. Das ist moralisch durchaus fragwürdig, aber Nathaniel wird nie zum Antihelden: Er sieht das Töten als notwendiges Mittel zum Zweck, dem, was getan werden muss, um noch schlimmeres zu verhindern. Die Hauptfigur ist ein Einzelgänger, der in der Sippe seine Lebensaufgabe gefunden hat. Der typische Hardboiled-Detective ist Zyniker. Einige Spuren von Zynismus entdeckt man auch bei Nathaniel, insbesondere hat ihn das Leben hart werden lassen. Von kompletter Menschenverachtung ist er jedoch weit entfernt - und der Sippe dient er mit ganzem Herzen.

Diese Sippe hat auch interne Probleme. Nathaniel ist ein Außenseiter, wurde nicht in die Sippe geboren. Seine Position ist auch aufgrund jüngerer Ereignisse kompliziert. Seine Freundschaft zum verachteten Nicht-Wandler Sohn des letzten Anführers hilft ihm auch nicht - und dass dieser zugunsten eines anderen bei der Nachfolge übergangen wurde, bringt konstante Spannungen.

Nathaniels Vorgeschichte wird während der Haupthandlung in mehreren Rückblenden erzählt. Das ist zu Anfang interessant und wirkt manchmal auch als ruhigerer Kontrast zur eher actionbetonten Haupthandlung. Gerade am Ende bremst sie jedoch und kann nicht mehr begeistern. Der Epilog mitsamt einer "Kurzgeschichte" wirkt nachgeschmissen und schwächt das für sich stärkere Ende.

Krieg oder Sieg

Diese Überschrift ist aus dem Buch geklaut. Nicht weil mir nichts anderes einfallen würde, sondern weil sie das zentrale Dilemma klar auf den Punkt bringt. Die erste Entführung ist schnell erledigt. Aber der Vampir Samuel hat es allem Anschein nach darauf angelegt, den Konflikt eskalieren zu lassen. Tatsächlich wirkt er dabei oft wie der Joker aus Batman: ein Psychopath, der einfach Schaden anrichten will, ohne echten Gewinn. Das liegt auch daran, dass die Werwölfe (und damit Nathaniel und auch der Leser) wenig bis nichts über die Vampire wissen. Nathaniel versucht also auch, etwas über Vampire herauszufinden, nicht zuletzt, wie man diese besiegen kann. Dennoch bleibt der Recherche-Anteil des Buches gering, sowohl im Archiv der Sippe als auch bei einem undurchsichtigen Informanten. Samuels Manie wird durch die Erkenntnisse aber ein wenig verständlich. Dennoch wird er klar als der unmissverständlich Böse gezeichnet, der alle bedroht. Die Werwölfe sind im Gegensatz positiv belegt: sozial angepasst; zwar wild, aber diese Wildheit kontrolliert auslebend. Eine zweifelhafte Moralität scheint allenfalls in Nathaniels Tötungswillen durch und in dem Wunsch einiger Mondwandler, tatsächlich einen Ausrottungskrieg gegen alle Vampire zu führen. Kritisch kann man anmerken, dass es schon genug "Vampir gegen Werwolf"-Geschichten gibt. Trotz brutalen Kämpfen gibt der Autor dem Protagonisten und den führenden Werwölfen jedoch eine pragmatisch-zivilisierte Einstellung mit, die den Roman von einem ausgelutschten Monster Mash abhebt.

Denn einen Krieg will Nathaniel unbedingt vermeiden. Die Opfer in der Sippe wären zwangläufig groß: Samuel allein richtet schon riesigen Schaden an, wenn dann noch andere Vampire hinzukämen ... Man ist sich seit Jahrhunderten aus dem Weg gegangen, und so sollte das besser bleiben, wenn es nach den Besonneneren geht. Dennoch spitzt sich die Handlung immer mehr zu: Der Tod ist normal. Wichtige Figuren sterben - allerdings kamen mir diese nie sonderlich nahe. Das eigentliche Ende ist ein gelungener Höhepunkt, der durchaus unerwartet abschließt, was aber zu Nathaniel passt. Ein Wermutstropfen bleibt dabei erwähnter Epilog samt Kurzgeschichte, ohne die der Roman meines Erachtens besser dastünde.

"Das Blut der Mondwandler" ist ein Werwolfroman, der in Deutschland spielt. Die Kombination mit dem Genre der Hardboiled-Detective gelingt ihm gut, ebenso wie die Nutzung aller Sinneseindrücke. Schwächen sind die leicht ungleiche Qualität, der Epilog und vielleicht auch der inzwischen recht abgenutzte Standardkonflikt zwischen Vampiren und Werwölfen. Unterhaltsam bleibt der Roman trotzdem und das ist sein Ziel.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


Zitat(e) aus dem Buch

  • Das ist wieder typisch: Sieben Stunden sitze ich untätig herum, und dann passiert alles gleichzeitig.

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