Die lebenden Träume
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In einer Steinruine findet Kim einen seltsamen Gegenstand. Der "Traumspiegel" lässt ihn die Wesen aus seinen Träumen in seine Welt rufen. Dass das auch Probleme bringt, merkt Kim, als er aus Versehen einen Drachen herüberholt. Wie kann er ihn verbergen? Wie kann er sie zurück nach Assjah schaffen? Als auch noch Schatten auftauchen, die Kim und seine Traumwelt angreifen, hat er ein echtes Problem.
Das Buch erhält 7+ von 10 Punkten.
"Die lebenden Träume" folgt keiner neuen Idee: was passiert, wenn unsere Wünsche und Träume real werden? Der Ausblick des Buches ist dabei positiv und nicht nur der Hauptcharakter lernt, ein wenig erwachsener zu werden. Leider hält sich der Roman bei manchen Andeutungen zu sehr zurück.
Klare Probleme - Unklare Lösung
Mit dem Traumspiegel holt Kim Wesen aus seinen Träumen in unsere Welt. Seine ersten Freunde, zwei Feen, machen keine Probleme. Aber auch ihnen fehlt ihre Heimat, die so ganz anders ist als die Betonwiese Wiesbadens. Der Drache, den Kim aus Versehen ruft, ist hingegen ganz wörtlich ein größeres Problem. Nicht nur muss er vor den Menschen versteckt werden; er ist auch aktiv gefährlich. Der Magier, den Kim anschließend ruft, bringt auch keine dauerhafte Lösung. Die Traumwesen wollen zurück in ihre Heimat. Sie alle schleppen auch eigene Probleme mit sich herum: der Drache ist heißblütig und unbeherrscht; dem Zauberer mangelt es an Selbstvertrauen; und die Feen können körperlich nur wenig bewirken. Kim muss Verantwortung übernehmen: Er holte die Traumwesen in seine Welt, ohne sich über Konsequenzen Gedanken zu machen. Er erschuf Assjah überhaupt erst und ist damit auch für sie verantwortlich. So etwas wie ein Gott - und dass seine neuen Freunde das ganze Ausmaß seiner "Macht" begreifen, das möchte Kim nun wirklich nicht.
Im Laufe der Handlung kommt es immer wieder zu Kämpfen, aber statt gewaltsamer Lösungen betont der Roman Eigenschaften wie Mut, Freundschaft und Vertrauen. Diese allein helfen allerdings nicht, die Traumwesen zurück in ihre Welt zu bringen. Juliane Seidels Stil ist dabei flüssig, ohne Schnörkel und konzentriert sich auf die Handlung.
Unfertige Traumwelt, Fokus auf Handlung
Dies spiegelt sich auch in der Traumwelt wieder: Sie ist "leer". Das ist positiv und rückt die wesentliche Handlung ins Zentrum, nicht die Beschreibung einer Welt. Und es ergibt Sinn:: Kim hat sich diese Welt ausgedacht. Die Stellen, die er sich noch nicht erträumt hat, existieren nicht. Wobei das nicht ganz richtig ist: einige Stellen füllen sich "von selbst" sofern das notwendig ist. "Die lebenden Träume" ist ein Kinderbuch ("ab 10 Jahre"). Das bedeutet auch, dass es weniger komplex ist als ein Roman für Erwachsene. Dementsprechend sind die Figuren alle recht typisch. Auffällig sind dabei die "Bösen" des Romans.
Das Böse(?): Problematische Schatten
Die Schatten tauchen zunächst in Kims Welt auf. Kurz darauf stellt Kim fest, dass sie auch in seiner Traumwelt schaden anrichten. Eine klassische Situation: ein Feind, der die streitende Gruppe vereint. So scheint es, doch dann sprechen die Schatten Kim an: Er soll Teile seiner Phantasie aufgeben, denn die Schatten müssen eine Balance aufrechterhalten - Kims Phantasie ist zu rege.
Das verwirrt nicht nur Kim. Sondern auch mich. Soll dies jetzt ein Plädoyer gegen (zu viel) Phantasie werden? In einem Fantasy-Buch? Was genau Kim falsch macht, bleibt unklar - allenfalls könnte man auf die Idee kommen, dass es etwas mit dem Traumspiegel zu tun hat. In jedem Fall ist dieses Thema sehr komplex. Lügen die Schatten einfach? Auch das wäre unnötig kompliziert und mindestens eine weitere Szene legt nahe, dass an den Schatten tatsächlich mehr dran ist als pures Böses. Dennoch werden sie am Ende kompromisslos bekämpft.
Die Idee von Balance und Ausgleich ist auch nicht neu. Mit den Schatten wirkt sie aber nicht zu Ende gedacht, sondern angekratzt und verworfen. Auch falls sie in späteren Assjah-Bänden wieder aufgegriffen werden sollen, frage ich mich, ob dies für 10jährige Leser nicht zu kompliziert ist. Wenn sie nicht einfach darüber hinweg lesen. Apropos kompliziert: Das gilt auch für das Wort "Artefakt", das gleich auf den ersten Seiten fällt und mich doch sehr ans Rollenspiel erinnert. Ob Kinder mit dem Wort etwas anfangen können?
Das ändert nichts daran, dass "Die lebenden Träume" eine schöne Geschichte ist, die in wesentlichen Teilen zur anvisierten Zielgruppe 10 und älter passt. Eine klassische Gruppe teils unwilliger Gefährten lernt, zusammenzuarbeiten und dabei auch ihre persönlichen Probleme zu überwinden. Verpackt in unverschnörkelte, klare Handlung ist dies ein Buch, das junge Fantasy-Fans mit oder ohne Eltern lesen können.
Neben der Ausgabe als gedrucktes Buch ist "Die lebenden Träume" auch als eBook in Verschidenen Formaten beim Verlag erhältlich. Die Angaben oben beziehen sich auf die Druckausabe. Die eBook-Ausgabe verzichtet auf Illustrationen und hat 202 Seiten.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
Es gibt eine oder mehrere Leseprobe(n) zu diesem Buch:Assjah - Die Lebenden Träume (extern)
Website zur Assjah-Reihe (extern)
Zitat(e) aus dem Buch
- Er hatte zu viel preisgegeben. Seine Fantasiegeschöpfe sollten nicht wissen, wie weit seine Macht ging, dass er für sie einem Gott gleichkam.
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