Vollstrecker der Königin. Der Baeldin-Mord
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Auf Schloss Baeldin gab es einen Mord. Eine Lappalie: eine Kammerdienerin fand den Tod. Und doch besteht die Königin darauf, eine Vollstreckerin mit besonderen Fähigkeiten zur Untersuchung zu schicken. Dafür kommt nur Caitlynn in Frage, die inmitten eines schweren Schneesturms ankommt. Leicht ist ihre Aufgabe nicht: fast jeder auf Schloss Baeldin hätte ein Motiv, den Mord selbst zu begehen oder den Mörder zu decken, sei es aus persönlichen oder politischen Gründen. Dennoch ist Caitlynn entschlossen, den Täter durch die Schmerzen des Opfers büßen zu lassen.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
"Der Baeldin-Mord" ist ein flottes Stück Fantasy-Krimi mit besonderer Magie. Kleiner Wermutstropfen: die Konstellation im Mordfall ist sehr durchschaubar. Dennoch macht das Lesen bis zur letzten Seite Spaß; Prolog und Epilog geben der Handlung einen weiteren Rahmen.
Bekannte Krimi-Konstellation
Fantasy-Krimis werden seit einiger Zeit beliebter und diesen schließt sich der Baeldin-Mord an. Sowohl Fantasy als auch Kriminalroman zählen zur "formula fiction" also zu Gattungen, die immer wieder bekannten Mustern folgen. Das ist nicht negativ (auch wenn mancher es so auslegt) sondern deskriptiv: Erst Gemeinsamkeiten führen zu einer Gruppierung, einer Gattung. Gerade dadurch und aufgrund eine entsprechende Erwartungshaltung können neue Werke durch Abweichungen von der "Norm" überraschen.
"Der Baeldin-Mord" bietet beides: sehr Bekanntes und Neues. Bekannt ist der Krimi-Teil: ein klassisches "Whodunit", ein "Wer-hats-getan?". Zusammen mit der Heldin kann der Leser spekulieren, welcher Verdächtige die Tat begangen hat. Mit ein wenig Krimi-Erfahrung ist dies hier jedoch sehr simpel erratbar. Dies ist ein Kurzroman. Dementsprechend wären psychologisch tiefe Figuren auch ganz und gar die falsche Erwartung. Vielmehr bekommt man eine vergleichsweise hohe Anzahl an Figuren (und somit Verdächtigen), die jedoch schell abgehandelt werden. Durchaus gibt es aber eine Dynamik dieser Figuren untereinander. Interessanter als die Krimi-Elemente ist jedoch der magische Aspekt.
Strafe durch Magie: Schmerz um Schmerz
Die erste Magie, auf die der Leser trifft, ist das "Charisma". Mit diesem können Adelige (die überhaupt erst durch diese Macht ihren Herrschaftsanspruch erlangen) anderen ihren Willen aufzwingen. Auch Caitlynn beherrscht diese Gabe, setzt sie jedoch aufgrund ihrer Vergangenheit nur widerwillig ein. Zumal es auch problematisch sein dürfte, durch Willens-Zwang Geständnisse zu entlocken - wären diese dann nicht nur aufgezwungen, vielleicht sogar durch eigene Vorurteile ins Denken projiziert und "wahr gemacht"? So philosophisch wird der Roman nicht, abgesehen vom Unterschied, sich schuldig zu fühlen und schuldig zu sein. Caitlynns Ablehnung des Charismas ist hingegen sehr konkret begründet.
Die Kriminalermittlung muss also ganz normal und mundan mit Hirnschmalz gefunden werden - wobei Magie den Ermittlungen durchaus in den Wer kommen kann. Die Geschichte ist hier auf das Wesentliche beschränkt und trifft nacheinander auf die einzelnen Figuren auf Baeldin, mündet dann in Verhandlung und Urteil, die eindeutig und unproblematisch enden. Die Strafe folgt einem Schema, das ans biblische "Auge um Auge" erinnert. Hier jedoch gilt "Schmerz für Schmerz": Mit ihrer Magie lässt die Vollstreckerin den Täter den Schmerz seines Opfers erleiden. Eine Tat, die man nicht wiedergutmachen kann, wird so gesühnt. Eine interessante Idee, die auch eine Rachespirale begrenzt: Überlebt der Täter, so ist er frei, das Urteil vollstreckt - und wird hoffentlich nie wieder so handeln.
Der weitere Rahmen
Geht man bei Whodunits ins Detail, verrät man schnell zu viel. Es hilft auch keinem, wenn ich erzähle dass ich gleich den Täter in Verdacht hatte. Festzuhalten ist, dass die Figuren in diesem Whodunit recht typisch sind. Für eine tiefe Ausarbeitung fehlt der Platz. Interessant ist noch ein Ausblick auf den Rahmen des Romans. Mit dem Doppel-Titel "Vollstrecker der Königin, Der Baeldin-Mord" ist eine Serie zumindest angedeutet. Auch im Roman selbst gibt es einige Hinweise in diese Richtung. Dass das Mädchen aus dem Prolog die Protagonistin des Hauptteils ist, überrascht nicht. Der Epilog führt wiederum auf den Prolog zurück und ordnet Caitlynn weiter ins gesamtpolitische System der Fantasywelt ein. Die Rebellen im Norden, bei Schloss Baeldin, sind ein weiteres Thema, das angerissen wird. Bei all dem bleibt jedoch der typische Kurzgeschichten-Stil, der nur das erzählt, was für die Handlung unmittelbar wichtig ist. Hierdurch wird die Geschichte nie langweilig.
Hauptkritikpunkt an diesem Roman kann sein, dass der Krimi-Part erfahrene Leser kaum vor Rätsel stellen wird. "Der Baeldin-Mord" ist keine Lektüre zum tiefgehenden, analytischen Enträtseln. Es ist eine flotte, interessante Lektüre für zwischendurch, die Krimi und Fantasy gelungen verbindet.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
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Zitat(e) aus dem Buch
- "Das Leid des Opfers sei die Strafe, die den Täter trifft." "Denn was nicht wieder gut gemacht werden kann, muss gesühnt werden." "Auf dass der Schuldige nie wieder eine solche Tat begehe." "Zum Schutz der Hilflosen und Unschuldigen." "So will es das Gesetz der Krone."
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