Sarathoas
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Rafela hat das Geheimnis des ewigen Lebens entdeckt - und doch scheint alles, was sie anpackt, zum Scheitern verurteilt. Auch der Kunsthändler Atila ist in einer unschönen Lage: Hielt er zunächst ein großartiges Geschäft in Händen, ist er im nächsten Moment in den uralten Krieg der Ariach verstrickt. Gemeinsam mit der Schwester der plötzlich verschwundenen Liya, der Bannzauberin Viorica dos Santos und dem Bodyguard Cornelius beschützen sie Azrahel, eine Ariach, der Amizaras die Macht raubte. Eben jene Macht soll wiederhergestellt werden und dazu muss die Gruppe Ariach-Essenzen finden, die an verschiedenen Orten versteckt sind. Doch keiner weiß so recht, was dann eigentlich geschieht - nicht einmal die Ariach.
Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.
Mit der zweiten Amitzaras-Chronik wird der Ariach Sarathoas in den Mittelpunkt gestellt. - zusätzlich zur Gruppe um den Kunsthändler Atila. "Sarathoas" bietet rasante Agenten-Mystery-Action und viele Anspielungen durch die Geschichte der Menschheit. Außerdem dabei: (zu?) viele Twists, beantwortete Fragen, offene Fragen und das Ende der Welt. Oder vielleicht auch nicht.
"Geschichte der Menschheit"
Seit Anbeginn der Zeit (und vermutlich schon davor) haben sich die Ariach in die Geschichte der Menschheit eingemischt. Es wundert daher nicht, dass auch im zweiten Roman der Amizaras-Chronik zahlreiche Bezüge zu verschiedenen Mythen zu finden sind - das kennt man auch aus dem ersten Teil. Überhaupt könnte man vieles wiederholen, was bereits dort gesagt wurde. Die vielfältigen Bezüge zu Themen wie Platos Atlantis und antiken Religionen bis hin zu Bauwerken des Mittelalters und den verschwundenen Originalen des Kinofilms Metropolis gehen in viele Epochen und Themen. Das Mystische hat ein leichtes Mehrgewicht, aber gerade Metropolis führt auch in "technische" Bereiche. In den Referenzen liegt auch der Anspruch des Romans: ohne ein breit gefächertes Wissen entgehen viele Anspielungen. Man kann der Handlung auch ohne folgen, doch mit dem nötigen Grundwissen ist der Reiz deutlich höher, denn erneut ist die Recherche äußerst dicht und sehr weit genau wie im Roman verfolgbar.
Viele Twists
Auf einer anderen Ebene wird der Roman anspruchsloser, wenn man es kritisch ausdrücken möchte: Es gibt derart viele Twists. So viele, dass man ein "eindeutiges" Kapitelende schon gar nicht mehr glaubt. Der Cliffhanger-Effekt nutzt sich hier ab. Es gibt auch viele Über-Personen (nicht unbedingt Menschen) und viel Action im Hollywood-Style. Historische Recherche tritt in den Hintergrund - trotz der Anspielungen. Die Gruppe um Atila folgt einer Spur und gerät dabei immer wieder in Kämpfe mit Mystik, Schusswaffen und Magie. Ich empfinde dies zwiespältig: Einerseits war es mir zu viel Action-Thriller; andererseits ist gerade die "unkomplizierte" Action ein Gegengewicht zu den vielfältigen Referenzen.
Wobei auch die Action-Ebene nicht unkompliziert ist. Als Vergleich bietet sich ein Spionagethriller mit mehreren Geheimorganisationen und unterwandernden Agenten an: am Ende weiß niemand mehr, wer für wen arbeitet. In diesem Fall weiß sogar keiner mehr, wer eigentlich welches Ziel hat. Und ob beim Erreichen dieses Zieles auch das Erwartete eintritt. Das klingt kompliziert? Ja, ist es. Vielleicht auch ein Stück zu undurchsichtig, denn am Ende werden eher mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.
Zusammengeführte Ebenen
Andere Fragen werden beantwortet. Schon im ersten Teil spekulierte ich über die Identität mehrerer Personen und manch wahre Identität wird hier aufgelöst. Auch werden die Rafaela-Handlung in der Vergangenheit und die "gegenwärtige" Atila-Handlung zusammengeführt. Es gelingt Valerian Caithoque dabei, nicht banal etwas vermutetes zu bestätigen sondern regelrechte Aha-Momente auszulösen: Am Ende des Romans sah ich einen Effekt, und - DING! - den Auslöser für diesen "Schuss" sah ich doch irgendwann in "Aschamdon", dem ersten Teil Ich vermute, dass man solche Kleinigkeiten leicht überliest. Ich bin mir relativ sicher, selbst nicht alles bemerkt zu haben. In dem Fall stört dies die Lektüre nicht. Bemerkt man diese Rückbezüge hingegen, so macht der Aha-Effekt, neben den Anspielungen, ganz besonders Spaß. Das gilt insbesondere in einem Roman mit undurchsichtigen Motiven: Man bekommt das Gefühl, wenigstens einige Zusammenhänge zu durchblicken.
Einige Geheimnisse werden aufgedeckt, insbesondere das mysteriöse Verschwinden von Liya und was sie in den Tagen um ihre Begegnung mit Atila trieb - mitsamt einer Handlungsebene, die einige Tage vor Liyas Verschwinden einsetzt. Auch die prominenten Charaktere des Sarastro-Ordens wie Cesare Borgia bekommen ihr Rampenlicht. Aber auch neue, interessante Figuren gibt es und weder alte noch neue Charaktere sind immer, was sie scheinen. Gänzlich undurchsichtig bleiben letztlich wieder die Motive der Ariach: Die Welt retten? Die Welt vernichten? Die Welt beherrschen? Alles zusammen? Kann man ihnen glauben; wie weit haben diese Worte überhaupt die gleiche Bedeutung für Menschen und Ariach?
Gesamtkunstwerk mit geschickten Referenzen
Abschließend bleibt erneut ein Hinweis auf die physischen Eigenschaften des Buches. Mit seinem Überformat und Gewicht ist ein Lesen in Bus oder Bahn aussichtslos. Zu unhandlich. Sowieso ist "Sarathoas" mit den Anspielungen und der Komplexität (trotz Action) wenig geeignet, zwischen zwei Haltestellen stückchenweise gelesen zu werden. Das gilt insbesondere wegen der Details, die man verpasst, ohne es überhaupt zu merken.
Nicht nur im Text finden sich Diese Details: Ist ein übliches Buch schwarz auf weiß mit Schrift gefüllt, so ist hier nahezu jede Seite mit einem Bild ausgestattet: historische Illustrationen, Abbildungen von Kunstwerken (eine Referenz-Liste findet sich am Ende), neue Kreationen. Manchmal sind es auch "handschriftliche" Anmerkungen zur Erklärung. Oder mit persönliche Kommentare des Schreibers, der sogar mit "ich" auf sich selbst verweist, über dessen Identität aber nur gerätselt werden kann: Wer schreibt diese Chronik (abgesehen von Valerian Caithoque, der sich mit Absicht in ähnliche Anonymität hüllt)? Amizaras?
Auch sind die Seiten nicht schwarz-weiß und ähneln für sich schon fast mehr Bildern. Durch den Einsatz von schwarz und grau um die Schrift herum wirken die Seiten benutzt, abgelesen, aber nie zu ablenkend. Störend sind nur die wenigen Seiten, auf denen der Text rechts und links um ein Bild herum fließt.
Auch die Sinnsprüche vor jedem Kapitel sind wieder da, koans die nachdenklich machen, nicht immer etwas klares zu sagen scheinen, aber wie Bilder und Kommentare immer auch einen Bezug zur Handlung haben. Und vielleicht auch darüber hinaus.
Fazit: Der zweite Teil der Amizaras-Chronik setzt gegenüber dem ersten Teil mehr auf Action, Kampf und Agentenhatz - vielleicht ein wenig zu viel. Gleichzeitig bringt er aber auch den Anspielungsreichtum des ersten Teils zurück und wird damit die alten Leser erneut begeistern.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- Das einzig Wahre, ist die Phantasie!
- Es gibt für jeden eine Aufgabe, die nur er selbst und niemand sonst erfüllen kann!
- Nach Antworten suchen sie ihr Leben lang. Nach den richtigen Fragen sollten sie Ausschau halten!
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