Dunkle Pfade
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Kurz & Knapp
- Frische Figuren
- Frischer Hintergrund
- Nahezu heroische Albae
- Geringe Anknüpfung an die Zwerge-Romane
Völlig unerwartet werden Firûsha und Sisaroth des Mordes an einer Albin beschuldigt. Alle Beteuerungen ihrer Unschuld helfen nichts: Sie werden in die Verbannung nach geschickt. Ihr Drillingsbruder Tirîgon folgt ihnen in die Tiefen von Phondrasôn. Fest entschlossen, an die Oberfläche zurückzukehren, suchen die Drillinge Verbündete und schaffen sich ein eigenes Reich. Doch nicht nur mit Menschen, Elben und Barbaren erwarten sie: Zähneknirschen müssen sie sich der Macht eines Galran Zhadar beugen, wie es auch ein Zwerg namens Tungdil tut. Und wem können sie vertrauen? Dem Meisterkünstler, der es auf Albae-Knochen abgesehen hat? Oder der Zauberin, die ganz offensichtlich etwas verschweigt? Letztlich sind alle in Phondrasôn verbannte Verbrecher und Betrug ist etwas, das man stets erwarten muss.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Dunkle Pfade hat einen anderen Ton als die bisherigen Albae-Romane: Das erste Mal kann man die Protagonisten "Helden" nennen. Düster Helden, gewiss, denn sie bleiben trotzdem Albae. Der wesentliche Unterschied zu den Vorgängern ist, dass sie nicht im Konflikt mit bekannten, liebgewonnenen, guten Charakteren stehen sondern mit Figuren in einer neuen Welt, die ihnen in Grausamkeit nicht nachsteht.
Albae am Rande der Vernichtung
Der dritte Albae-Roman setzt den Vorgänger nicht fort sondern startet mit frischen Hauptcharakteren. Zugegeben: Nicht ganz neu. Tirîgon, Firûsha und Sisaroth werden dem Geborgenen Land später als Dsôn Aklán gegenüberstehen, aber das ist Zukunftsmusik und hat auf diese Geschichte keinen Einfluss. Denn dieser Roman erzählt die Geschichte in der die Drillinge zu den Göttern Dsôns werden als die Zwerge-Leser sie kennen.
Die Ausgangslage sieht für die Albae schlecht aus: Das alte Dsôn Faimon ist zerstört, das neue Dsôn Sòmran anfällig gegen Naturgewalten. Das Geborgene Land ist abgeriegelt und von den Unauslöschlichen kommt keine Nachricht. (Und wie mancher weiß – allerdings nicht diese Albae – sieht es im Geborgenen Land auch nicht gut für sie aus.) Besserung ist nicht in Sicht und für die künftigen Dsôn Aklán kommt mit der Verbannung in die Unterwelt Phondrasôns ein weiterer Shlag hinzu. Diese Verbannung beginnt, bevor der Leser mehr als die grundlegenden Lebensumstände der Albae erfährt und das setzt den Ton: Dies ist zwar auch die Geschichte des Albae-Volks, mehr noch ist es aber die Geschichte dreier junge Albae, die in Phondrasôn heranreifen. Das Geschehen an der Oberfläche ist nur Nebenhandlung; das Schicksal des gesamten Volkes verknüpft sich erst im letzten Drittel mit den Drillingen – ohne, dass man dies so erwartet, aber auch nicht zu aufdringlich.
Heroische Fantasy mit Anti-Helden
Man kann sagen, dass dieser Albae-Roman der erste ist, der Helden als Hauptfiguren hat. Ja sicher, für ihr Volk waren das auch Sinthoras und Caphalor. Und keinesfalls sind die Drillinge weniger brutal und Ehre kennen sie auch nicht: Sie sehen sich als überlegen, töten, täuschen und betrügen zu ihrem Vorteil.
Der wesentliche Unterschied: Sie tun es nicht im Geborgenen Land, das man als Gute Seite kennengelernt hat. Ihre Feinde sind Wesen Phondrasôns die ebenso brutal und heimtückisch sind – wie auch die Unterwelt selbst mit unberechenbaren Magieströmen. Durch diese allgemeine Brutalität wird der Kontrast zu den Albae gemildert.
Dennoch bleiben sie düstere, brutale Helden – allerdings mit weniger Überheblichkeit als man sie bei den "alten" Albae kannte. Diese Überheblichkeit bildet sich langsam und nachvollziehbar in den drei Hauptfiguren heraus, so wie diese ihre Ziele erreichen und erweitern – bis hin zum Gottstatus nach Ende des Romans.
Als neuer Gegner dient allen voran ein Galran Zhadar, der jedoch meist als Graue Eminenz wirkt und andere für sich agieren lässt. Auch die Albae müssen sich zunächst seiner Macht beugen, doch planen von Beginn an Rebellion, zusammen mit einem Zwerg, der sich als Tungdil Goldhand vorstellt.
Der Ton des Romans wird bestimmt durch das Überleben in Phondrasôn, den Aufbau eines neuen Reiches und die Planung zum Aufstand gegen den Zhadar sowie der Flucht zur Oberfläche. Ergänzt wird die dunkle, brutale, lebensfeindliche Stimmung durch eine Prise ebenso dunklen Humors.
Initiation in neuer "Welt"
Ein möglicher Vorwurf ist, dass dieser Roman nicht in der Welt der Zwerge spielt. Klar, Phondrasôn ist schon lange als der unterirdische Teil dieser Welt bekannt und gehört dazu. Aber die Unterwelt und die Oberwelt sind durch Magie und Geographie voneinander getrennt und wissen kaum etwas von Entwicklungen in der jeweils anderen. Dementsprechend könnte die Geschichte fast eben so gut in einer neuen Welt spielen – wobei Verbindungen zur Welt der Zwerge existieren, deren grundlegende Fakten Phondrasôn teilt. Aber es geht nicht um die Zeichnung einer neuen Welt, diese bildet lediglich einen frischen Hintergrund. Im Kern handelt diese Geschichte von der Initiation der Drillinge: Sie finden Verbündete, bauen ein Reich auf und entwickeln sich jeder nach seiner Neigung. Das Ziel ist dabei die Rückkehr an die Oberfläche – und wird gelegentlich in Frage gestellt: Kann ein Reich in Phondrasôn nicht viel mehr bieten?
Mord als Nebenhandlung
Eine Nebenhandlung gibt es durch die Nachforschungen zum Mord an der Oberfläche. Die näheren Umstände von Mord und Verbannung werden beleuchtet und entbehren nicht einer gewissen Tragik, die jedoch stärker hätte ausgespielt werden können (und der Geschichte als Initiation sogar intern Berechtigung gibt).
Aber das Zentrum bilden klar die Drillinge. Sie entwickeln sich in Unterschiedliche Richtungen und sind nicht immer einer Meinung – und selbst unter ihren nächsten Verbündeten gibt es Probleme: eine Alben-Dame spielt die beiden Brüder gegeneinander aus; eine Magierin hat offensichtlich gefährliche Geheimnisse. Firûsha findet sich in der Mitte wieder und lernt, neben dem Gesang auch ihre Klinge zu meistern – mit Hilfe eines Kriegers, den sie zuvor zu töten schwor. Auch das Auftauchen des Relikts eines Infamen, dessen sich der Priester-Novize Sisaroth begeistert annimmt, sorgt für Konflikt zwischen den Geschwistern und ihrem Gefolge.
Anknüpfung an die Zwerge-Romane
Die Verbindung zu den Zwerge-Romanen findet neben Tungdil und einigen bekannten Charakteren auch im Epilog statt: hier beginnt die zweite Invasion der Albae. Einige weitere Erklärungen gibt Markus Heitz im Nachwort. Der stärkste Part des Romans ist jedoch der lange Mittelteil. Über die handwerkliche Exzellenz und den guten Stil Heitz' brauche ich kein Wort verlieren.
Dunkle Pfade ist der dritte Albae-Roman mit neuen Figuren in einer neuen Welt – ohne das Geborgene Land als Gegner und gerade deshalb besonders gelungen und nicht weniger albisch.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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