Buch-Cover, Edward Lee: Innswich Horror

Innswich Horror

Originaltitel: The Innswich Horror [AME]
Autor: Edward Lee
Übersetzer: Kerstin Fricke
Genre: Fantasy Horror
Verlag: Voodoo Press
Seiten: 181
Erschienen: 08/2012 (Original: 2010)
ISBN: 978-3-902802-14-9
Preis: 12,95 Euro (Softcover)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

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Foster Morley ist Antiquitätensammler und ein glühender Verehrer des verstorbenen Howard Philips Lovecraft. Dank Erbschaft begibt er sich 1939 auf eine Reise durch Neuengland um seinem Idol nachzuspüren und gerät in die Hafenpräfektur Innswich Point, die auf keiner Karte verzeichnet ist. Zunächst hält er den Namen für puren Zufall, doch dann mehren sich die Anzeichen, dass Lovecraft dort war und den Ort als Inspiration für seinen Schatten über Innsmouth genutzt haben könnte. Innerhalb eines Tages macht Foster Morley mehrere beunruhigende und erschreckende Entdeckungen. Spielt ihm seine Fantasie einen Streich oder war Lovecrafts Inspiration realer als ein rationaler Mensch sich eingestehen möchte?

Das Buch erhält 8+ von 10 Punkten.

Innswich Horror ist, kaum überraschend, eine Homage an Lovecraft. Homagen können nervig und vorhersehbar sein, wenn sie zu sehr am Vorbild hängen. Diese Homage singt jedoch keine pure Lobhudelei. Lediglich den Vorwurf, in großen Teilen vorhersehbar zu sein, könnt man aufbringen, denn recht nah an der Grundlage ist sie – was allein durch den Titel klar sein sollte und den Unterhaltungswert nicht schmälert.

Das Buch erhält 8+ von 10 Punkten.

Homage wie man sie erwartet - und mit Twist

Bei einem Titel wie Innswich Horror und einem Bild das einen Cthulhuiden Schrecken zeigt hat man gewisse Erwartungen. Es sei denn man hat eine der Horror-Größen des 21. Jahrhunderts verpennt und hält das Titelbild für Davy Jones. In diese Fall lese man doch bitte einmal die Werke Lovecrafts. Denn ohne Kenntnis von ein wenig Lovecraft leidet dieser Roman. Den Shatten über Innsmouth an den sich der Titel anlehnt muss man dabei nicht einmal gelesen haben - alles Nötige wird unaufdringlich durch den erzählenden Hauptcharakter wiedergegeben. Allerdings kann man durch eigene Kenntnisse aktiv mit ihm mitentdecken und Ähnlichkeiten zu Lovecrafts Geschichte finden.

Manchmal sind enge Anlehnungen und Homagen sehr aufdringlich und vorhersehbar, schlicht zu eng an der Vorlage. Überraschend ist auch Innswich Horror nicht - wer auch nur einige Kenntnisse in Lovecraft-Kunde hat, kann einiges vorhersehen. Dennoch gelingt es Edward Lee, die gleiche düstere Atmosphäre zu erzeugen, die in einer Geschichte Lovecrafts vorherrscht - bis auf das etwas erzwungen wirkende Ende, das eine direktere Verbindung zu Lovecraft herstellt aber gleichzeitig einen positiveren Ausblick bietet.

Schummeriger Horror a la Lovecraft

Edward Lee gelingt es, Lovecrafts Stil zu emulieren mitsamt Ungewissheit und hinter dem offen Sichtbaren liegendem Horror. Lange ringt Foster mit sich: Nein, sicher sind die Dinge nicht wie in der Geschichte seines Idols. Die Ähnlichkeiten lassen sich rational erklären: Sie dienten als Inspiration. Und dennoch nimmt das mulmige Gefühl zu – ganz ohne dass eine maskierte Gestalt mit Kettensägen ein Splatter-Massaker anrichtet.

Der Horror wirkt hier nicht durch blutige Szenen sondern durch die Ungewissheit und die langsame Erkenntnis, dass etwas nicht stimmt aber dennoch ungesehen bleibt. (Für den Leser ist dies im Grunde sicheres Wissen.) Im Gegensatz zu einem Film kommt zusätzlich die eigene Vorstellungskraft zur Geltung.

Die eher stillen und ruhigen Szenen tragen mit fehlender Bewegung, Vitalität und Dynamik noch dazu bei, Spannung und Horror aufzubauen. Das gilt auch für die Szenen die in Richtung Splatter gehen. Bei einigen Themen merkt man den Wandel der Zeit: Einige gänzlich mundane Beschäftigungen wie Prostitution waren in der Handlungszeit obszön und schockierend. Heute sind diese längst nicht mehr abstoßend – Pornos sind allgemein verbreitet. Aber auch hier gelingt es Lee, diese zwar nicht gesellschaftsfähigen aber doch in bestimmtem Maße „akzeptierten“ Dinge in eine sinistre Richtung zu bewegen – langsam und subtil, ohne Hektik.

Lovecraft mit Happy End(?)

Am Ende jedoch bricht Edward Lee mit dem typischen Lovecraft: Nicht Wahnsinn und Verzweiflung oder Düsternis trifft man dort sondern ein Happy End für den Hauptcharakter. Das ist gut und schlecht: Gut, weil es sich vom Vorbild abhebt. Schlecht, weil es wie Hollywood-Kitsch wirkt. Man nenne mich zynisch, aber die Liebe auf den ersten Blick, die den gesamten Roman durchzieht, mag ich einfach nicht glauben. Immerhin drängt sie sich nie in den Vordergrund und hilft, die Handlung anzutreiben. Am Ende jedoch findet sie Erfüllung – zwar nicht ohne Schatten, aber ohne größere Sorgen, was mir einfach nicht zu passen schien. Auch der Twist, der im Schlussteil ein noch größere Verbindung zum Idol Lovecraft schafft war nicht so recht mein Fall, spielt sich aber gut ab.

Edward Lee bietet mit Innswich Horror eine gelungene und lesenswerte Hommage an Lovecraft, insbesondere natürlich dessen Schatten über Innsmouth. Der Roman richtet sich dabei klar an Lovecraft-Fans, die zusammen mit Foster Morley dem Schriftsteller nachspüren wollen.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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