Vernichtender Hass
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Der Steinerne Torweg ist gefallen und die Albae gehen nun an die Invasion des Geborgenen Landes, geführt von den Nistaroi Sinthoras und Caphalor. Schnell ziehen sie Herrscher auf ihre Seite und erkunden das Land. Doch so einfach wie sie es sich vorstellten, gelingt der Feldzug nicht: Die Magi des Geborgenen Landes sind ein Problem und auch die eigenen Verbündeten machen Schwierigkeiten. Sinthoras ist mit Intrigen in Dsôn beschäftigt und nach ersten Siegen in Tark Draan steht plötzlich ein alter, vernichtet geglaubter Feind vor den Toren Dsôns.
Das Buch erhält 7-8 Punkte.
In seinem Nachwort bemerkt Markus Heitz, dass Jahre zwischen seinen ersten zwei Romanen de Legenden der Albae vergangen sind. Für mich noch ein Jahr mehr, denn ich las den zweiten Teil erst bei Erscheinen des dritten. Vieles was ich dort sagte stimmt auch hier noch: Die Perspektive der "Bösen" hat ihre eigenen Probleme - und Stärken. Hinzu kommt, dass man nach zwei (drei) Jahren doch einige Dinge vergisst.
Hauptfiguren: Identifikationsprobleme
Die Handlung des zweiten Albae-Romans setzt direkt nach dem ersten an: (Ein Neueinstieg ist zwecklos): Der steinerne Torweg ist gefallen und die Eroberung des geborgenen Landes beginnt. Erneut sind Sinthoras und Caphalor Hauptfiguren, neben ihnen gibt es jedoch sehr viele "Hauptfiguren zweiter Klasse" - Nebenfiguren wäre zu wenig, denn auch in ihre Perspektive wird oft gewechselt. Das bringt ein zentrales Problem auf den Tisch: Die Identifikation mit einem Protagonisten oder gar Helden wird in diesem Roman schwer. Das ist bei Romanen aus der Perspektive der Bösen fast immer ein Problem. Oft gibt es hier zumindest einige Charaktermerkmale an denen man sich orientieren kann und die gut sind – selbst in so manchem Antihelden. Für Sinthoras möchte ich das geradezu verneinen - selten ist mir eine Hauptfigur derart unsympathisch gewesen. In Caphalor und auch im Künstler Carmondai sieht man ebenfalls viele "böse" Eigenschaften aber bei diesen gibt es immerhin einige Lichtblicke - sie wirken ganzer, echter.
Kill-Count und Perspektiven: steigend
Das gilt mitunter auch für andere Perspektiv-Charaktere, die aber ein eigenes Problem haben: Sie sind nicht wichtig. Sie bieten nur andere Perspektiven an anderen Orten und sind entbehrlich. Sie können sterben; sie tun es. Und mit manchen dieser Figuren konnte ich mich mehr identifizieren als mit einer nominellen Hauptfigur: Ein Alb mit einem ganz persönlichen Gott beispielsweise war mir deutlich interessanter als Sinthoras, den ich schlicht nicht leiden kann und in keiner Weise ansprechend finde. Eben jene Nebenfiguren sterben jedoch recht häufig – und nicht in einem großen, bedeutungsvollen Gefecht. Zum Teil ist das notwendig, geben die Zwerge-Romane die Handlung doch teilweise vor.
An dieser Stelle sei auch noch einmal klar gesagt, dass die Albae für jene geschrieben sind, die die Zwerge und den Vorroman bereits kennen: Sehr vieles wird vorausgesetzt und gar nicht weiter erörtert. Wer mit diesem Roman beginnt, der wird oft Verständnisprobleme bekommen - auch nach drei Jahren außerhalb der Romanwelt merke ich, dass einiges zwar düster im Hinterkopf ist aber nicht wirklich präsent. Und auf erneutes Erklären verzichtet Heitz.
Die Handlung(en)
Bedingt durch die hohe Zahl an Figuren oder Perspektiven fehlt ein echter Höhepuknkt. Die einzelnen Handlungen vereinen sich nicht zu einem großen Finale – das geht auch nicht. Mehr als die Geschichte eines Helden zeigt der zweite Albae-Roman Szenen aus den Schicksalen verschiedener Figuren. Der Roman ist dabei klar handlungsorientiert. Beschreibungen des Landes sind kaum vorhanden. Das gibt der Geschichte oft Tempo, mag aber jenen Missfallen, die auf Weltenbeschreibung Wert legen – erneut sei hier auf die Kenntnis der „Zwerge“ verwiesen. Auch ist dies keine reine Kritik, denn statt einem Überhelden eher gewöhnliche (aber eben doch nicht ganz gewöhnliche) Figuren präsentiert zu bekommen hat seinen eigenen Reiz. Es ist lediglich anders als es ein "normaler" Fantasy-Roman mit einem Helden oder Antihelden.
Das Problem mit dem Bösen
Dieser fehlende Held ist auch ein generelles Problem mit dem Bösen: In der Fantasy gibt es meist einen Helden, der in irgendeiner Form etwas erreicht. Ausnahmen gibt es natürlich. Auch die „Bösen“ können durchaus ihre Helden haben, aber gerade wenn die Handlung bereits vorgegeben ist (wie in einem Roman der die andere Perspektive ergänzt), müssen die Bösen scheitern. Ein Triumphgefühl durch den Sieg der Figuren kann es daher nicht geben. Zwar heben einzelne Figuren durchaus gute Eigenschaften und Motivationen, aber in der Gesamtheit der Albae gehen sie in den eher düsteren Kollektiveigenschaften unter. Um es auszusprechen: Ich finde die Albae als Rasse zum Kotzen. Sie sind Arrogant ohne Ende, selbsterklärte Überwesen. Das ist natürlich auch der Grund für ihre Niederlage: Sie sind arrogant und dabei extrem kurzsichtig. Politische Züge werden nicht durchdacht, Verbündete herablassend behandelt – manchmal grenzt die Arroganz der Albae an Realitätsverlust. Es ist bei ihrer hohen Lebenserwartung (auf die sie sich durchaus etwas einbilden können, haben sie doch mehr Zeit als andere Rassen, „Perfektion“ zu erreichen) jedoch verwunderlich, wie blind sie oft für die Konsequenzen ihrer Handlungen sind.
In jedem Fall müssen die Albae als Gesamtheit zuletzt verlieren, denn die Geschichte der Zwerge kennen wir bereits. Dieses Wissen schadet nicht - hilft aber auch nicht, ein echtes "Finale" zu bieten. Es gelingt Heitz immerhin, zum Abschluss einen persönlichen positiven Ausblick für einige der sympathischeren Charaktere zu schaffen.
Alles in allem hat mir der zweite Albae-Roman gut gefallen und ich vermute dass einige Kritikpunkte mit weniger Lesepause nicht so betont oder weniger wahrnehmbar wären. Der zweite Albae-Band ist nicht zum Einstieg geeignet und richtet sich klar an Lese sowohl der Zwerge als auch des Vorgängers, kommt jedoch nicht ganz an dessen Qualität heran: Viele Perspektiven, noch dazu der Bösen, verhindern Identifikation und kompletten runden Abschluss.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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