Götterdämmerung
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Lang ist es her, seit Zeus verehrt wurde. Das wurmt den obersten der Olympischen Götter und so schickt er seine Blitze aus, um Unruhe zu stiften und Löcher in die Zeit zu schlagen: Wenn Unerklärliches passiert dann MÜSSEN die Menschen wieder glauben. Die nordischen Götter mischen schnell mit – ihre ärgsten Konkurrenten können sie nicht einfach so gewinnen lassen. Doch in beiden Göttergeschlechtern gibt es Verräter, die das alles für keine so gute Idee (oder mindestens eine höchst fragwürdige Umsetzung) halten. Vier Sterbliche aus verschiedenen Zeiten sollen ihnen helfen: ein Schüler Merlins, ein Privatdetektiv, sowie ein Salatbar-Monteur und seine Mitbewohnerin. Natürlich ist auch die Hilfe Sterblicher nicht so wirklich erlaubt und ihnen einfach alles erklären geht schon mal gar nicht.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
"Götterdämmerung" ist eine Neuauflage des gleichnamigen Romans von 1992 und wurde auf derzeitige Entwicklungen (Stand 2012) angepasst. Das ist insbesondere passend weil neben Göttern und Sterblichen weil "Zeit außer Rand und Band" ein Hauptthema dieses skurrilen Romans ist.
Von Göttern und Sterblichen
Das Thema des Buches ist kaum neu – aber Skurrilität kann viele Ausprägungen haben und lebt auch nicht vom Neuen sondern von irrwitzigen Szenarien. Es hilft auch, dass sich Genre-Größen wie Pratchett oder Gaiman ähnlicher Szenarien bedienen. Dieser Vergleich hinkt mit Böttcher: Gegenüber Pratchett (nähestes Beispiel: „Small Gods“) hat dieser Roman deutlich weniger Anspielungen – allgemeine wie literarische wie auch zum Scheibenwelt-Setting.
Böttchers „Götterdämmerung“ spielt hingegen in unserer Welt mit mythischen Zeiten – und die Zeiten sind durcheinander: Gegenstände und Personen tauchen an anderen Plätzen und Zeiten auf, beispielsweise Wikinger im Amerika des 20. Jahrhunderts – oder Versicherungsvertreter in der Steinzeit. Das ist auf andere Art skurril als Pratchett. Leicht problematisch sind dabei die drei Handlungsstränge in verschiedenen Zeiten, die „gleichzeitig zu einer anderen Zeit“ ablaufen. Das alte Problem der Zeitreisen muss man ignorieren, ansonsten kommt man nur von einer Frage zur nächsten. (Nicht die letzte davon: Wenn Götter an der Zeit manipulieren, was hindert den nächsten Gott, eine Sekunde weiter zurückzuspringen und die Veränderung zu Verhindern?)
Götter und Mythen
Gegenüber der Scheibenwelt kann Böttcher auf bekannte Göttergeschlechter und Mythen bauen. Auch Hindu-Gottheiten und andere tauchen auf, aber im Wesentlichen beschränkt der Autor sich auf die griechischen und nordischen Götter. Das ist zweifach eine gute Wahl: Sie gehören noch zu den bekanntesten Göttern und gerade die Griechen haben sehr menschliche Schwächen. Diese werden vom Autor überzeichnet und durch neue Fehler ergänzt: Zeus beispielsweise kann kaum einen Becher vertragen, aber doch nicht vom Wein lassen. Die Rivalität zwischen den Götterfamilien bringt ebenfalls ein wenig Spannung – wobei Götter nicht wirklich sterben können und somit eine ernsthafte Bedrohung generell ausgeschlossen ist. Zumindest für die Götter – für die Sterblichen sieht das leicht anders aus. Wer in Sachen Götter etwas Nachhilfe benötigt bekommt in Kursivschrift Informationen über die Götter – relativ akkurat gegenüber dem „Original“, aber oft leicht Verändert und karikiert mit neuen „Enthüllungen“. Das Gegengewicht auf Götter-Ebene bilden ernsthafte Gottheiten wie Athene.
König Artus, ein Privatdetektiv und ein Salatbar-Monteur
Die Sterblichen haben traditionell mehr zu verlieren als Götter, zuvorderst einmal ihr leben. Auch sie dienen als normaler oder ernsthafter Referenzpunkt: Die Handlung beginnt in einer Welt, wie wir sie kennen, und wird dank Zeus’ Blitze zunehmend verrückt. Das wirkt sich sowohl im LA des 20. Jahrhunderts aus als im Deutschland der Gegenwart – und auch im Britannien des König Artus, denn der Magier Gwydiot ist der Nachfolger Merlins. Mit diesen Settings sind typische Erwartungen verbunden, die natürlich karikiert werden: Der Privatdetektiv ist leicht korrupt und hat einen Hauch von „noir“; Gwydiots Begleiter Gawain kann einem Leeroy Jenkins Konkurrenz machen – und ist gleichzeitig ein elender Feigling. Und was taugt ein Salatbar-Monteur zum Weltenretter? Nun ja… weil jeder gut durchdachte Plan auch von anderen Göttern erdacht und verfolgt werden könnte war die Auswahl der Champions Zufall…
Fazit: "Götterdämmerung" bietet ein kurzweiliges und skurriles Szenario das bekannte Settings und Figuren verarbeitet. Mit absoluter Logik darf man die Handlung nicht verfolgen wollen – aber das braucht man auch nicht unbedingt.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
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