Die Wüsten Geschichten: Die Wahrheit über Sindbad, Aladin und Co
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Christian von Asters Wüste Geschichten sind Wüstengeschichten. Oder vielleicht sind die Wüstengeschichten, die Christian von Aster fand, wüste Geschichten? Wüste Wüsten-Geschichten also, mit Bindestrich auch ein wenig besser lesbar. Wer an Wüste denkt, der denkt an 1001 Nacht; umso mehr wenn er die alte Öllampe auf dem kleinen Büchlein sieht und der Untertitel "Die Wahrheit über Sindbad, Aladin und Co." verspricht. Satire kennt man von Christian von Aster und das „Nachmieter gesucht“-Schild an erwähnter Lampe macht klar, dass dies keine allzu ernsthaften, klassischen Märchen sind. Der durchgehend humoristische, satirische Ton dieser Geschichtensammlung ist damit keinerlei Überraschung.
Ungewöhnliches Doppel-Format
Ungewöhnlich und vielleicht auch überraschend ist hingegen das Format. Die Wüsten Geschichten sind ein kleines Heftlein auf CD-Größe mit auch nicht gerade üppigen 80 Seiten – und auch in diesem Heft auf auch tatsächlich eine CD mit den gelesenen Geschichten. Man erwirbt also gewissermaßen zwei Produkte – fragen darf man sich, ob man diese tatsächlich „doppelt“ braucht. Als Alternative kann man die Tracks auch digital erwerben. In jedem Fall kann man festhalten dass sich diese lohnen: Der Autor liest sie großartig und wird dabei von sachter, nie störender Musik und einzelnen perfekt passenden Geräuschen unterstützt.
Prosa und Lyrik
In einer halben Stunde hat man das "Booklet" als zügiger Leser durch; die CD hat eine Spieldauer von 51 Minuten. Das ist insgesamt recht kurz. In dieser Kürze wird man jedoch kurzweilig und gut unterhalten und zwar abwechselnd in Lyrik und Prosa: Ein "Gin" erzählt in dem Orientalischen Weingeflüster in Versen wie die Sache mit dem Flaschengeist tatsächlich ist. Und nein, das ist kein Schreibfehler. Prosa gesprochen wird im Anschluss bei der Wahrheit um "Sheikh Fahouds Panther" woraufhin sich "Der letzte Räuber Ali Babas" erneut in Versen über die miese Arbeit beschwert. Wie Fliegende Teppiche funktionieren, wie man Wunderlampen clever nutzt, warum der Schleiertanz nur noch mit sieben fallenden Schleiern getanzt wird, die Wahrheit über Sindbad und die Methode hinter einer Diebesschule - von all dem berichten die weiteren Geschichten. Wenn man fies sein möchte: Langweilig können diese auch gar nicht werden - dazu sind sie zu kurz. Aber tatsächlich sind sie amüsant und lassen auch das Arabien der 1001 Nächte immer wieder durchscheinen und deuten locker auf das Spannungsfeld zwischen realem Ursprung und entstehenden Legenden. Wie so oft gibt es auch leichte Qualitätsschwankungen und einige Pointen kamen mir ein wenig bekannt vor. Es gibt da so einen Witz über einen Mann, dessen Sohn im Gefängnis sitzt und somit nicht beim Umgraben eines Feldes helfen kann… Aber natürlich gibt es in 1001 Nacht solche Felder nicht und das Ambiente ist ein ganz anderes – und selbst in Westeuropäischen Setting ist dieser Witz noch gut.
Gesellschaftskritk in 1001 Satire
Die Gesellschaft neigt zur Übertreibung. So auch diese Überschrift die in bester Bildmanier durchaus wahre Teile zusammenfügt – trotzdem bleiben es nur acht Narrativen und ein Instrumental-Stück. Aus 1001 Nacht. Ähnlich übertrieben haben auch Ali Baba und Sindbad. So räumt Ali Babas letzter Räuber gehörig damit auf, wie es denn wirklich war: Schlechte Arbeitsmoral, viel zu wenig Leute, alles schöngeredet – ach, und hätten sie etwas Wasser, Geld und Kamel für mich?
Auch ohne tiefer nachzudenken kann man die Geschichten genießen, doch findet man immer wieder auch der Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten, wenn man nur ein Stück weiter denkt – nicht nur im Fall der Räuber die auch noch selbst ausgebeutet werden sondern beispielsweise auch in der wahren Geschichte hinter den fliegenden Teppichen. Vieles dreht sich in all den Geschichten um Lug, Trug und Übertreibung – Entzauberung der Arabischen Geschichten? Keineswegs, denn das Flair bleibt. Und ganz ehrlich: Wissen wir nicht dass all unsere Legenden kaum wahr sind aber haben wir sie nicht minder lieb?
Mit seinen Wüsten(-)Geschichten gelingt Christian von Aster eine amüsante, hintersinnige Bearbeitung der Geschichten aus 1001 Nacht in einem ungewöhnlichen Doppelformat.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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