Buch-Cover, Laura Bickle: Flammenzorn

Flammenzorn

Originaltitel: Embers [AME]
Serie: Anya Kalinczyk (#1)
Übersetzer: Frauke Meier
Genre: Urban Fantasy
Seiten: 365
Erschienen: 01/2012 (Original: 2010)
ISBN: 978-3-404-20651-3
Preis: 8,99 Euro (Softcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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In Detroit brechen seit kurzer Zeit verheerende Feuer aus und töten schließlich auch einen Feuerwehrmann. Die Polizei will Anya, der zuständigen Brandermittlerin, den Fall wegnehmen. Doch Anja ist nicht nur Brandermittlerin sondern auch eine „Laterne“: Sie kann Geister sehen und diese vernichten. Daher hat sie auch einen Verdächtigen, der sogar gesteht – aber wie will man der Polizei übernatürliche Beweise vorlegen? Zumal der Verdächtige auch noch ein bedeutender Architekt ist. In jedem Fall ist etwas Großes im Gange, denn seit einiger Zeit sind die Geister in Unruhe und flüstern alle dasselbe: Sirrush kommt - ein mächtiger Feuergeist. Zu allem Überfluss setzt sich auch noch ein Dämon in Anya fest.

Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.

Die grundlegende Geschichte des Romans ist bekannt: Die Hauptfigur ermittelt ganz mundan, aber auch auf übernatürlichen Wegen; Suspendierung und Romanze kommen als Plotstückchen hinzu. Flammenzorn bringt auch einige neue Ideen ein – verdrängt sie aber auf die Seitenlinie.

Die Standards: Geisterjäger und Dämonen

Inzwischen gibt es sehr viele Urban Fantasy Romane und damit gibt es auch ein Grundgerüst, dem die meisten dieser Romane folgen – was nur ein halber Kritikpunkt ist, immerhin will man als Leser genau dies. Unterschiede gibt es jedoch in der Ausgestaltung der Welt. In „Flammenzorn“ sind sich die Menschen des Übernatürlichen nicht bewusst. Anya hingegen ist eine sogenannte „Laterne“: sie sieht Geister – und kann sie, wenn nötig, vernichten, was ihr jedoch nicht sonderlich gefällt. Aus diesem Grund wünscht sie sich ein wenig mehr Distanz von den Detroiter Geisterjägern, die nicht den wissenschaftlichen Pfad mit Protonenstrahlern und Verbannungscontainer wählen sondern mystisch vorgehen. Heißt: Exorzismen, Dämonologie, Magie – und dementsprechend stammen die Geisterwesen dieses Romans auch aus mythologischen Quellen. Die Geisterjäger haben allesamt eine Eigenheit, werden aber für die Handlung kaum ausgebaut. Die Hauptfigur Anya kann mich nicht restlos begeistern – ihr Haustier könnte die Show mühelos stehlen.

Variationen: Feuerwehr statt Polizei

Gänzlich Schema ist „Flammenzorn“ nicht. Dem erfahrenen Leser ist schnell klar dass der verkrüppelte Architekt kein Schurke ist der nur Rache durch blinde Zerstörung sucht. Es steckt mehr dahinter. Miträtseln kann man kaum und das Ende präsentiert sich mit einem Dreh und einem neuen „Rätsel“. Das genaue Ende konnte man als Leser nicht erraten, den Dreh hingegen vorausahnen.

Die fast schon obligatorische Suspendierung vom Dienst gibt es ebenfalls und das Spannungsfeld zwischen weltlich-rationalem Beruf im allgemeinen Schutzgewerbe und „Zweitjob“ im Kampf gegen Übernatürliche ist im Dutzend zu haben

Neu: Anya ist nicht bei der Polizei sondern Brandermittlerin bei der Feuerwehr. Eine verhältnismäßig kleine Änderung, die jedoch den Ton des Romans trifft, in dem sich alles ums Feuer dreht, von den Bränden bis zur großen Bedrohung Sirrush, der aus babylonischen Mythen adaptiert und zum Oberherrn des Feuers gemacht wird. Ein wenig seltsam ist dabei die Betonung dass er (und Feuer) weder gut noch böse ist; gleichzeitig ist Feuer aber die Bedrohung Nummer eins und Sirrush Erweckung das Ziel des „Schurken“. Subtil ist dieser Hinweis nicht mehr, dass alles komplexer ist und es wirkt auch weniger wie ein Hinweis sondern unschön. Aber gut, zugeben muss ich: Für Feuerwehrleute dürfte die Einstellung natürlich sein, dass Feuer DER Feind ist.

Immer? Ich komme noch einmal auf Anyas Haustür zurück, den Salamander „Sparky“. Sparky ist keine kleine Eidechse sondern eine große: ein Schlammteufel und Elementargeist – natürlich ein Feuergeist. Sehr verspielt hat dieser entdeckt, wie herrlich man an Elektronik herumknabbern kann. Die Szenen mit Sparky wirkten auf mich neuer und frischer als alles, was Anya allein sich mir bot, aber leider bleibt Sparky nur Nebenfigur. Anya selbst ist nur durch ihre Fähigkeit etwas Besonderes und selbst diese hebt sie nicht sonderlich aus der Protagonisten-Masse hervor.

Austauschbare Figuren – Gute Verortung

Ähnliches gilt für die weiteren Charaktere: Die Figuren haben zwar Eigenheiten und sind beim Lesen auch präsent und identifizierbar, aber letztlich austauschbar. Sie sind markant; aber ohne Eigenheit, die in Erinnerung bleiben würde – was in Teilen auch auf die typisch selbst- und gefahrenbewusste Hauptfigur zutrifft. Positiv hervorheben möchte ich hingegen das Setting Detroit: Ich kenne die Stadt nicht persönlich, aber sie wirkt authentisch. Ebenso positiv kann man hervorheben, dass die Figuren keine Superhelden sind sondern sich eher durch ihre menschlichen Schwächen definieren – sieht man einmal vom „Schurken“ ab, der problemlos bei den X-Men mitmischen könnte.

Spannung und Action: Brandermittlung und Schurkenhatz

„Flammenzorn“ ist kein Charakter-Roman. Laura Bickle versucht, die Handlung durch Spannung und Action voranzutreiben. Das gelingt insgesamt, aber einige kleine Durchhänger lenken Aufmerksamkeit auf die die Figure, die oft nur halb eingebaut wirken. Als Beispiel kann hier der Dämon gelten, der sich in Anya festsetzt. Ein Exorzismus schlägt fehlt und mit einem Mal ist der Dämon nicht vernichtet sondern in Anyas Körper. Als wäre das nicht übel genug stellt sich der Dämon auch noch als äußerst alt vor – und dessen Name ist durchaus bekannt. Ein Austreibungs-Ritual sorgt für Action aber die Nebenhandlung versickert - wozu dann überhaupt einen besonderen Dämon etablieren?

Spannung (und Action) gibt es aber immer wieder: In der Auseinandersetzung mit Geistern, in der Jagd nach dem Brandstiftern; mit einem Krimi-Touch auch bei der Suche nach verwertbaren Beweisen und Geständnissen, immer verbunden mit dem Zwiespalt zwischen Übernatürlichem und Mundanem. Diese Sequenzen haben jedoch meist nur kurze Wirkung: kein großer Spannungsbogen sondern viele kleinere Ausschläge. Der Rückentext, der sich ein Bisschen in Richtung Horror und Mythologie liest, ist dahingehend übrigens irreleitend.

Romanze und Kitsch

Zum Abschluss in medias res: Was soll mir ein „herzförmiges Gesicht“ sagen? Mal abgesehen davon dass kein Gesicht wie ein Herz aussieht ist das einfach nur kitschig und passt nicht zum Rest des Romans. Soll es die Liebesfähigkeit der Protagonistin betonen? Keine Ahnung. Eine Romanze steht bei „Flammenzorn“ immerhin nicht im Mittelpunkt – aber es gibt sie, wie so vieles am Rande. Der Geliebte wird recht früh außer Gefecht gesetzt - durch einen dummen Unfall, nicht durch heroische Selbstaufopferung. Immerhin. Aber beim Klischee sind wir bereits wieder da Anya sich erst nach der Katastrophe ihre Liebe eingesteht. Dennoch bleibt die Romanze Hintergrund; ein Story-Fetzen, der vermutlich in den Folgebänden mehr Raum bekommen soll. Aber: Hätte man nicht ganz auf sie verzichten können? Es gibt genug Romanzen und andere Figuren hätten diesen Roman besser füllen können. Ich sage ganz klar: Mehr Sparky!

„Flammenzorn“ ist Urban Fantasy mit neuen Ideen aber auch Schwächen. Der Leser ist den Figuren beim Erkennen des Schemas voraus. Statt intrikater Figuren, Mythologie oder Rätsel betont der Roman Action und Spannung, die jedoch im mittleren Bereich bleibt. Ein solider Roman bleibt es, bei dem aus einzelnen Aspekten viel mehr hätte werden können.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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