Lint
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Sangwine ist der rechtmäßige König von Schloeffelonia - nur leider hat sein Bruder Fangline den Rest der Familie ermordet, sich zum Dunklen Herrscher ernannt, und den Thron an sich gebracht. Neben anderen Abenteuern versuchten Sangwine, Bactine und Xylic, den Thron des Elfenreichs zurückzugewinnen. Doch Fangline war gründlich und schickt ihnen unter anderem den Count du Fromage auf den Hals... und zudem weiß niemand so recht, was dieses Artefakt eigentlich ist, mit dem Fangline besiegt werden kann.
Der Comic erhält 9 von 10 Punkten.
"Lint" sind Fusseln und da dies ein eher ungewöhnlicher Name für einen Fantasy-Webcomic ist, wundert es kaum, dass die Autorin diesen als "Farce" beschreibt und auch so beginnt. Allerdings ändert sich Lints Ton mit der Zeit und bietet neben Romanze und Drama sogar recht düster-depressive Sequenzen.
Von leichter Komödie zu ernsthaftem Drama
Der Comic "Lint" beginnt als Farce, also als Komödie, aber entwickelt sich nach und nach mehr Richtung Drama. Hierbei lässt der Humor zugunsten von Handlung und Charakterentwicklung nach. Schon zu Beginn ist dieser Humor nicht immer laut und schreiend, wenngleich die ersten Comics mehrheitlich mit einer Pointe enden oder Stereotypen der Fantasy auf die Schippe nehmen. Aber auch hier finden sich schon subtilere und andauerndere Witze: Schloeffelonia klingt nun nicht gerade wie ein typischer Name für ein Königreich – und auch "Al’bert du Fromage“ erinnert eher an gewisse Milchprodukte denn an Elfen-Adel. Überhaupt sind die Namen in Lint oft sinnhaft gewählt, etwa bei der Heilerin Bactine – auf die Spitze getrieben wird es sicherlich von Teitnl, kurz für "The evil illusionist that nobody likes". Und ja, die Schurken deklarieren sich hier selbst zum Dunklen Herrscher. Viele Klischees der Fantasy werden aufgenommen, verdreht oder übertrieben, etwa der stupide Halb-Oger, die Standard-Heldentruppe oder das allmächtige Artefakt; wobei die Suche hier etwas anders endet als erwartet. Mit der Zeit gewinnen aber die Handlung und die Entwicklung der Charaktere mehr Bedeutung als Pointen und simple Witzchen, ein gewisser ironischer Unterton begegnet dem Leser jedoch auch später noch
Charakterentwicklung und Nicht-Standard
Am leichtesten lässt sich diese Veränderung anhand der Charaktere nachvollziehen: Xylic, zunächst ein Dieb der auch einfach mal so Dinge von seinen Begleitern mopst, wird zunehmend ernsthafter und nüchterner, fast schon ein wenig depressiv. Er verheimlicht seine Liebe zu Bactine da diese mit Sangwine glücklich ist und er ihr dieses Glück nicht nehmen will. Auch bereits erwähnter Oger bleibt keineswegs ein Dummkopf mit einem Wortschatz von exakt 1 – er wurde einst verflucht und nachdem der Fluch gelöst ist ergibt sich ein ganz anderes Bild seines Charakters. Humoristische Elemente kommen auch im späteren Comicverlauf immer wieder vor, sind jedoch deutlich seltener als zu Beginn und passen in die Handlung statt dass die Handlung auf sie abzielt.
Neben den Helden machen auch die Schurken eine Entwicklung durch und erhalten eine Hintergrundgeschichte. (Abseits des Comics wurde dies durch einige Romane(!), welche die Vorgeschichte der Figuren erzählen, noch erweitert.) Humor kommt auf, sei es durch den Käse-Adel oder eine kampfwütige Gans. Weniger lustig ist der selbsternannte Dunkle Lord Fang(line). Dieser ist jedoch kein standardisiertes, abgrundtiefes Böse sondern hat seine eigene Motivation und Rechtfertigung, wie viel auch immer man dieser folgen mag. Interessanterweise ist nicht einmal er der eigentlich Mächtige sondern ein Magier, den Fang kontrolliert und der durch seine erzwungenen Zauber immer stärker traumatisiert wird; ganz abgesehen von weiteren Problemen.
Was als absurde Farce beginnt, bekommt schließlich eine Handlung mit Romantik, Drama und Intrigen in der sich die Charaktere von Helden-Abziehbildern zu einprägsamen Figuren entwickeln. Erwartet man zunächst ein fröhliches Ende, so wird später klar, dass dies fast unmöglich ist: Sangwin kämpft gegen seinen Bruder und wenn der Usurpator stirbt ist er der letzte aus dem Hause Schloeffel, denn alle verwandten sind tot… Das Ende des Comics ist demgemäß – aber auch wieder aus ganz anderen Gründen – bittersüß.
Abschließend erwähnen muss man fast zwangsläufig, dass sich neben den Figuren auch dir Grafik stark entwickelte: von schwarz-weiß und nicht allzu guten Anfängen hin zu einer Bebilderung die Vergleiche nicht zu scheuen braucht.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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