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Typhon-Knee ist ein mächtiger Barbaren-Krieger... zumindest ist das der Fall, als er auszieht um Prinzessin Peonie zu retten, denn im Kampf mit Schwarzmagier Faden wird er in eine Frau verwandelt. (Und "Tiffany" hat dann doch eine andere Bedeutung als sein männlicher Name.) Ein Krieger bleibt er/sie dennoch und macht sich auf, die Prinzessin zu ihrem Vater zu bringen und die Belohnung abzuholen: Gold und eine königliche Hand zur Heirat. Doch Faden macht auch auf der Reise noch viele Probleme und die Eskorte der Prinzessin kompetent zu nennen wäre mehr als schmeichelhaft Zudem ist der Fluch nicht einfach durch einen Priester zu lösen - er stellt sich im Gegenteil als ansteckend heraus...
Der Comic erhält 8-9 von 10 Punkten.
Exiern ist ein Comic der sich an ein älteres Publikum wendet. Zwar ist die frei verfügbare Version dank geschickt platzierter Zeichnungen und Sprechblasen jugendfrei, aber viel nackte Haut sieht man trotzdem. Einigen mag sauer aufstoßen, dass sich der Comic durch einen Premium-Bereich finanziert, der verdeckende Elemente entfernt. In jedem Fall ist Exiern weit entfernt von einem billigen Porno ohne Handlung.
Porno-Comic?
In Ordnung: Das Offensichtlichste an Exiern ist die Graphik mit viel nackter Haut, insbesondere weiblicher – Frauen bekommen gelegentlich etwas geboten. Dies ändert sich auch auf den zweiten oder dritten Blick nicht, zumal die Charaktere ein Talent dafür haben, Kleidung an taktisch geschickten Stellen zu zerreißen. Dies und der Premium-Bereich haben dem Comic schon den Vorwurf eingebracht, es ginge nur um billigen Sex. Dem möchte ich widersprechen, denn das schaut nur auf einen einzelnen Aspekt und übertreibt zudem grenzenlos: Sex kommt im Comic trotz allem nicht vor, außer in subtilen Andeutungen – wie war das mit Einhörnern? Aber es gibt viel mehr: Die Charaktere besitzen Persönlichkeit und entwickeln sich weiter; der Fluch stellt sich nicht als Massenware heraus sondern hat eine durchaus eigene Idee. Witz mischt sich mit Drama und immer wieder sieht man im Hintergrund angedeutet eine ganze Welt samt Mythologie. Die „Fleischbeschau“, wenn man denn negativ sein möchte, rückt dabei oft genug in eine sekundäre Position.
Charakterentwicklung und Humor
Fanservice gibt es immer wieder, sei es mit nackter Haut oder „nur“ mit üblichen Fantasy-Posen. Viele Seiten lassen aber nichts in dieser Richtung. In beiden Arten von Strips (kein Wortspiel intendiert - das ist Fadens Bereich) entwickeln sich die Charaktere (langsam)weiter: Typhon-Knee muss sich damit auseinandersetzen, was es heißt eine "schwache Frau" zu sein - was ihm aufgrund seiner barbarischen Macho-Kultur noch zusätzlich Schwierigkeiten bereitet. Später stellt sich heraus, dass der Fluch noch viel subtiler ist als gedacht und ihn praktisch dazu zwingt, sich zu entwicklen... und Priester Thomas/Theresas Einstellung zum Fluch treibt den Barbaren noch zusätzlich auf die Palme. Prinzessin Peonie lernt, einige Dinge selbst in die Hand zu nehmen; der naive Bibliothekar Denver hingegen hat noch eine große Enthüllung vor sich... Dabei gibt es natürlich auch die üblichen Nebencharaktere im Stile unfähiger Wachen.
Humor ist dabei eine stete Präsenz: die meisten Strips enden mit Pointe, sei es ein Wortspiel, ein ironisch-naiver Kommentar, Situationskomik, Anspielungen oder anderes, wie etwa eine Zwischensequenz, in der Tiffany typische weibliche Fantasy-Kleidung anprobiert… Auch der stete Kleidungsverlust wurde für mich mehr zu einem Running Gag als alles andere. Mit fortschreiten der Geschichte entdeckt man jedoch immer mehr dramatische Anteile am Comic, die längere Wirkung entfalten als ein Einmal-Gag.
Mythisch ausgestaltete Welt
Deutlich kann man einen Schnitt bei der Ankunft in der Königsstadt sehen. Hier gibt es mehrere Fraktionen mit undurchsichtigen Zielen: Die mysteriösen Masken tragenden „Fractured“ und ein Volk von Gestaltwandlern sowie eine abgetrennte Hand von Faden… Und Tiffany muss sich zu allem anderen als Dame am Hof bewähren, denn selbst die Priester sind ratlos – und einige von ihnen haben ebenfalls starke Ansichten, was zu tun ist. Der König kann wirklich von Glück reden, dass seine Leibgarde ganz entschieden nicht zur Klasse dummer, schwachrt Stadtwachen gehört…
Diese Fraktionen führen nicht zu einer Überladung des Comics und werden peu a peu eingeführt: meist gibt es Szenenwechsel zu einzelnen Figuren, die zuvor am Rand erwähnt wurden oder in einem Panel auftauchen. So enthüllt sich auch, dass einige Gedanken in die Welt flossen: Vor langer Zeit wurde sie von den „Travellers“ verlassen, es gibt Nymphen und Drachen – und jene spielen noch eine ganz besondere Rolle im Comic. Das All-Hörnchen hat sich hingegen wohl eher aus einem Witz einen festen Platz in der Exiern-Mythologie geschaffen, die sich nie aufdrängt sondern im Hintergrund unaufdringlich Interesse weckt.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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