Alphawolf
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Als ein Pack Wölfe das Labor eines Krankenhauses verwüstet, entscheiden sich die Verantwortlichen, Wild Protection zu rufen. Walter und die Halb-Indianerin Tala kommen bald, um die Tiere lebend loszuwerden – doch deren Verhalten ist höchst seltsam und auch ein seltsames menschengroßes Wesen war dort. Oder war das doch nur der Schneesturm?
Tara wird weiter in die Ereignisse verwickelt, als Claw ihr sehr eindringlich klar, dass Werwölfe existiere, sie es mit diesen zu tun hat und ihnen nun besser hilft, nachdem sie ihnen im Labor im Weg stand. Denn die Wölfe jagen Dante, der zwischen Wolf und Mensch gefangen es und Amok läuft. Insbesondere scheint er es auf Indianer abgesehen zu haben. Eine höchst erotische Spannung zwischen der selbstbewussten Tala und dem Alphawolf Claw macht die Suche nach dem Mischwesen nicht einfacher.
Das Buch erhält 6-7 von 10 Punkten.
Was unterscheidet Erotische Fantasy (unter der dieses Buch läuft) von Romantischer Fantasy? Provokant könnte man sagen, dass bei Erotische Fantasy schon auf der ersten Seite ein steifes Glied auftritt - das stimmt hier durchaus, allerdings gibt es durchaus auch eine Handlung.
Erotische Fantasy
Erotische Fantasy kann man zu beschreiben versuchen mit der Formel Fantasy + Porno. Das hilft jedoch wenig, insbesondere wenn man an die nicht vorhandene Handlung von Pornos denkt – oder deren aberwitzige Ideen. "Alphawolf" bietet eine Handlung, die zwar nicht innovativ ist aber dennoch gelungen – wobei der Porno-Anteil dazwischen mich eher störte.
Ein zweiter Ansatz zur Beschreibung wäre die Definition über Romantischer Fantasy: Erotische Fantasy ist Romantische Fantasy, nur expliziter, direkter und mit weniger Gefühl. Das Wort "Liebe" taucht nicht auf; man kommt direkt zur Sache, die auch sehr explizit erzählt wird. Hat romantische Fantasy oft eine jugendliche Zielgruppe, so richtet sich erotische Fantasy, als die „Alphawolf“ explizit beworben ist, an Volljährige.
Gute Story - zu viel vulgärer Sex
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass mir die Story generell gefiel. Und vielleicht muss ich mir vorwerfen lassen, der Gattung gegenüber unfair zu sein. Generell ist Sandra Henkes Schreibstil ist flüssig, aber mir bisweilen einfach zu vulgär. Das zeigt sich insbesondere in den Sexszenen, die ich irgendwann nur noch quer las. Auch sind oft nicht anregend sondern eher abstoßend – Billigporno lautet das Schlagwort. Die Geschichte drum herum nimmt zwar mehr Platz ein als diese Szenen, aber dennoch umspannen sie oft mehrere Kapitel. Zugestehen muss man auch, dass die erotische Spannung zur Gesamtspannung des Romans beiträgt, der wie gesagt gut erzählt ist, wobei die Handlung jedoch keineswegs neu ist. Der Sex ist sehr physisch geprägt, bis hin zum SM – das passt zu Werwölfen und auch die Besitzsucht des Alpha-Wolfs ist passend. Das ließ mir diese Szenen aber trotzdem nicht gefallen.
Keine Gefühle - keine Individualität
Das liegt auch daran, dass die Figuren keine Gefühle zeigen. Ja, sie sind ganz wild aufeinander, aber für einfach ein wenig zu direkt. Es läuft, nur unwesentlich provokant dargestellt, darauf hinaus, ob Claw Tala diesmal vergewaltigt oder erneut an sich hält – wobei Tala auch nie abgeneigt ist. Liebesgeständnisse? Keine. Schmachten und Sehnen? Gibt es nicht, nur das physische Verlangen. Man kann es natürlich durchaus so sehen, dass genau das einen erotischen Roman ausmacht. Die Vormachtstellung eines Alphawolfs kommt herüber, passt. Spannung gibt es dadurch, dass Tala eben kein Werwolf ist und sich nicht unterordnet. Aber die Figuren bleiben gerade durch die fehlenden Gefühle schematisch. Ein Leiden romantischer Romane hat aber auch dieser Roman geerbt: das Ende ist im Grunde klar – der Endkampf dennoch ausgesprochen gelungen.
Rundes Gesamtbild: Indianischer Mystizismus und die Moderne
Denn jener Endkampf gibt den beide Hauptcharakteren dann doch etwas Individualität. Beide zeigen endlich Gefühle im Rahmen einer schamanischen Zeremonie. Hier zeigt sich auch Talas Hintergrund stärker und die indianische Kultur, insbesondere die schamanischen Parts, passen als Hintergrund für Werwölfe und andere Tier-Wesen. Solche Geschichten haben auch andere Autoren bereits erzählt; in dieser Hinsicht erzählt aber auch Sandra Henke gut. Ein wenig zu rund vielleicht: Indianerin geht zum Naturschutz, trifft auf Werwölfe, ihr Name bedeutet dann auch noch Wolf und sie ist eng mit diesen Tieren verbunden… Ein Werwolf interpretiert diese „Zufälle“ als eindeutiges Zeigen, dass es Talas Aufgabe sei, dem Rudel zu helfen. Ich erwähne erneut das eigentlich klare Ende. Vor diesem liegen jedoch einige Seiten. Diese werden mit der Suche nach dem Wolfsmenschen gefüllt. Wirklich kriminalistisch wird es nie und Spuren deuten schnell in Richtung der Indianer. Spannung entsteht auch durch das Verschwinden eines jungen Werwolfs und das Auftauchen des Wolfsmann Dantes – und natürlich durch die Spannung zwischen Tala und Claw.
"Alphawolf" verzichtet auf Gefühle. Für mich war dies die Schwachstelle, die sich auch einem Billigporno annäherte. Wer romantische Fantasy für zu gefühlsduselig hält und auch direktere, physischere Sexszenen mag, der wird den Roman besser finden als ich.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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