Im Reich der Drei Mächte
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Als Ash eine neue Position als Militär-Ausbilder im Reich der Drei Mächte antreten soll kommt es zu einer Planänderung: Im Gebirge wurde eine mögliche Quelle von Glanhíren entdeckt, Kristallen die Magiekundige zum Zaubern benötigen. Gemeinsam mit der Zauberin Alica und einigen Soldaten bricht Ash ins Gebirge auf: eine erstklassige Gelegenheit das Können derer einzuschätzen, die er unterrichten soll. Auf der Reise lernt er Land und Leute sowie die anderen beiden ehrgeizigen Fürsten kennen. Doch auch mit seiner Vergangenheit wird er konfrontiert - und eine viel düstere Vergangenheit des Kontinents Isrogant.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
"Seine dunkle Vergangenheit holt ihn ein" wäre der Satz, der bei typischer epischer Fantasy von mir verwendet worden wäre. "Im Reich der drei Mächte", der zweite Teil der Reisende-Trilogie ist dies aber nicht: es ist "Realistische Fantas" bei der Epik und das Schicksal der Welt allenfalls im entfernten Hintergrund lungern. Es gibt kein ultimatives Böses, keinen gottgleichen Heroen, keine Welt, die gerettet werden muss. Die Protagonisten vollkommen gewöhnlich zu nennen wäre hingegen auch falsch: Sie KÖNNTEN die großen Helden einer Schlacht sein – aber diese Geschichte wird nicht erzählt.
Reisebericht statt epischer Queste
Eingekleidet in die Geschichte einer Expedition ist der Roman eine Art Reisebericht – man Vergleiche den Trilogie-Titel. Im Hinblick auf den Ursprung Isrogants im Rollenspiel mag man auch auf Regionalspielhilfen verweisen; aber darüber geht dieser Isrogant-Roman hinaus. In bester Tradition (sofern man bei bislang 4 Isrogant-Büchern davon sprechen kann) wird auf Epik weitgehend verzichtet. Die Handlung folgt einer Expeditionsgruppe, die regionalpolitisch motiviert ist. Hervor stechen Ash und Alica die als Krieger und Zauberer durchaus "episches Potential" haben. Aber auch hier und in ihrer Vorgeschichte sind sie nicht mit der Rettung der Welt beschäftigt sondern verfolgen persönliche Ziele, etwa Ashs Weiterentwicklung und Verbreitung seiner She-Bashi Kampfkunst.Immer wieder taucht aber auch seine familiäre Situation auf: Er ist ein alternder Krieger aus reichem Hause, der kein Verlangen sieht, sich niederzulassen; lieber ist er ein Reisender, immer auf dem Weg zum nächsten Horizont.
Gespräche mit "normalen" Menschen und ein Fokus auf die Beobachtung der unterschiedlichen Kulturen und Fürsten passen zu dieser steten Neugier. Sicher könnte man einiges zugunsten eines stringenteren Plots streichen; aber die Beobachtungen wirken nie Exposition sondern vielmehr wie der Bericht eines Reisenden (innerhalb einer Fantasy-Geschichte) - und dazu gehören ganz klar Land und Leute.
Epik im Dungeon-Crawl
Ein Stück fantasy-typischer wird es im Mittelteil: Hier kommt es zum klassischen "Dungeon Crawl". Hinter einem Schlachtfeld entdeckt die Expedition eine Zone Schwarzer Magie die seit vielen Jahrhunderten besteht. Weniger gefährlich wurde sie dadurch nicht, eher gefährlicher denn die Glanhíre, die auch für Gegenmagie benötigt wird sind inzwischen überaus selten. Die Glanhíre, welche die Expedition finden soll sind natürlich auch meta-episch: Sie können das gesamte Machtgefüge von Region, Kontinent oder vielleicht sogar Welt entscheidend verändern – aber hierauf gibt der Roman nur einen vagen Ausblick.
Nach dem Mittelteil folgt eine Mischung aus "Regionalbeschreibung" in Form einer Burg freier Bauern und der Verteidigung derselben gegen Fürsten, die mit deren Lebensweise nicht einverstanden sind. Wie das zur Expedition passt? Wenig: Die Expedition stolpert ungeplant durch einen Gang in diese Burg hinein. Zwar ist dieses Finale weder uninteressant noch unlogisch, aber es gibt einen irritierenden Bruch, denn einige Zeit weiß der Leser gar nicht, was die Burg mit der Geschichte zu tun haben soll.
Rückverweise und offenes Ende
Innerhalb von Reise-Erlebnis und Dungeon Crawl trifft man auf Serienkontinuität. Ein Einstieg ist mit diesem Teil vollkommen möglich, aber für die Leser des ersten Teils sind Ash und Alica alte Bekannte. An verschiedenen Stellen finden sich Rückverweise, sei es durch eine Diplomatin des Wüstenreichs Ga Ta Cien, einen vergangenen Krieg, eine Pfeife oder magische Rosen. Auch die Motivation der Protagonisten findet sich wieder und verweisen auf das Thema: Neugier, Wanderlust, Selbsthinterfragung; Freude daran, immer Neues von der Welt zu sehen. Dies setzt den Ton für den Roman - und auch das offene Ende mit einem erneuten Aufbruch passt hier. Denn zum Schluss an einem Ort verweilen oder eine Geschichte endgültig abschließen, das wären keine "Reisenden" mehr.
"Im Reich der drei Mächte" bietet realistische Fantasy im Rahmen einer Expedition ohne dass die ganze Welt auf dem Spiel steht. Die Erzählung trägt Züge eines Reiseberichts oder einer Regionalspielhilfe und beschäftigt sich dementsprechend auch mit Land und Leuten. Ein Abdriften in lästige Exposition vermeidet der Autor jedoch gekonnt. Wie andere Isrogant-Romane bietet auch dieser eine willkommene Abwechslung in einem Genre der Weltenretter.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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