Jasmyn
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Als ihr Ehemann Liam stirbt bricht für Jasmyn eine Welt zusammen. Doch neben der Trauer geschehen seltsame Dinge: Bei Liams Beerdigung fallen schwarze Schwäne aufs Grab und Liams Verwandtschaft meidet Jasmyn plötzlich. Bald fragt sich Jasmyn, wie gut sie ihren Mann eigentlich kannte: Nicht nur taucht plötzlich ein suspekter Fremder auf, auch wird bei ihr eingebrochen - ohne etwas zu stehlen und es wird klar, dass Liam ihr Einiges verschwiegen hat. Trotz ihrer Abneigung gegen ihren Schwager Ben bricht Jasmyn mit ihm auf, um das Rätsel um Liam zu lüften - mitten hinein in eine Welt von Legenden und dunkler Magie.
Das Buch erhält 6-7 von 10 Punkten.
Die Fantasy-Elemente fallen in "Jasmyn" eher gering aus und bewegen sich im Bereich Märchen und Horror. Neben der großen Trauer um ihren Mann lernt Jasmyn auch diese Welt kennen, die mit den Legenden der Schwanenritter verbunden ist und dem Märchenkönig Ludwig II von Bayern.
Anklänge in Märchen
Der phantastische Gehal des Romans beginnt bei Jasmyn selbst: Sie leidet unter Albinismus und wurde von ihrem Mann "Eisprinzessin" genannt. Er zieht sich weiter in Märchen, Legenden und Sagen mit Schwänen, Schwanenrittern, einer Prinzessin und einem verzauberten Schwanengesang. Neben plötzlich auftauchenden Fremden erscheinen Jasmyn überdies auch schwarze Rosenblätter und menschliche Knochen - ein wenig Panik ist verständlich, selbst wenn die Erscheinungen kurz darauf zu Staub zerfallen.
Die phantastische Welt bleibt jedoch über weite Teile am Rande der Handlung, der Schwanengesang ein mystisches Zielobjekt in einer dominant Realweltlichen Handlung. Die zweite Welt und die Zusammenhänge ergründet Jasmyn nur sehr langsam: Es gibt Zauberschwäne und Schwanenritter die einen gestohlenen Schwanengesang suchen – und Liam hatte irgendwie damit zu tun. In den Bayrischen Bergen um Schloss Neuschwanstein, wo die Legende um den Märchenkönig Ludwig sie schließlich hinführen, stößt sie schließlich auch auf die Feenwelt, dennoch wird alles Phantastische im Roman nicht zu einer vollständigen Zweiten Welt. Die Suche nach dem Schwanengesang wird jedoch mit vollkommen diesweltlichen Mitteln durchgeführt und selbst die Einbringung Ludwigs verankert den Roman eher stärker in der empirischen Welt – und bringt (mal wieder) eine Theorie zu seinem Tod.
Melodram: Glaubwürdig aber auch nervig
Neben der Handlung gibt es eine große Portion Melodramatik: Liam hat mich doch geliebt! Er ist so jung gestorben! Was soll ich ohne ihn machen?! Er liebte mich doch! Er hätte mir nie etwas verschwiegen! Ihr lügt doch alle! Keiner kannte ihn so gut wie ich! – Uff.
Ich mag nicht einmal sagen dass dies unrealistisch ist; nein, es ist bei einer jungen Witwe sehr nachvollziehbar und glaubwürdig. Aber es ist auch extrem nervig für den Leser, denn es ist sehr schnell klar, dass etwas nicht stimmt, was Jasmyn sich schlicht zu sehen oder denken weigert. Da sie eine Ich-Erzählerin ist bekommt man auch keine andere Perspektive. Dies verlangsamt die Handlung enorm und nervt auch deshalb besonders, weil mindestens die Richtung des Geheimnisses bald durch die Äußerungen anderer Figuren klar ist. Nur die Protagonistin will nichts merken – auch die phantastische Erklärung am Ende hilft da nicht.
Dahinplätschernde Low Urban Fantasy in ungewöhnlichem Stil
Die steten Depressionen Jasmyns führen zu einem Dahinplätschern der Handlung. Action gibt es selten; Spannung kommt durch plötzliche Visionen und Einschnitte auf verschwindet dann jedoch sofort in Ratlosigkeit, Anschuldigungen und Verleugnung.
Einen starken Reiz gewinnt dieser Low Urban Fantasy (der Verlag lässt ihn unter "Mystery" laufen) Roman durch die Märchen-Atmosphäre bei dem das Phantastische die primäre Welt nicht überlagert und keine vollständige zweite Welt bildet. Stattdessen gibt es einige märchenhafte oder sagenhafte Dinge wirklich, die sich alle um Neuschwanstein und die Bayrischen Berge ranken: Schwanenritter, Zauberschwäne und auch schwarze Magie.
Abgewürgte Sagenstimmung mit Details
Die Märchen- bzw. Sagenstimmung konnte die Autorin gut einfangen; aber leider würgt sie sie meist sehr schnell ab, wodurch ein surrealer Eindruck entsteht. Letztendlich ist der Roman mehr mit der empirischen Realität beschäftigt als mit dem phantastischen Extra. Viele Details tragen zur Stimmung bei; was fehlt ist Tiefgründigkeit – insgesamt wirkte der Roman auf mich reichlich oberflächlich, ohne Anstoß zum Nachdenken in irgendeiner Form (auch oder vielleicht gerade wegen der sehr einseitig intensiv ausgeprägten Trauer Jasmyns). Dennoch bietet "Jasmyn" durch die nur sachten Märchen-Anklänge eine Abwechslung innerhalb üblicher Urban Fantasy.
Ein Low Urban Fantasy Roman rund um die Schwanenritter mit gelungener Atmosphäre, der mit einer die Augen verschließenden Protagonistin ein wenig dahin plätschert. Für Freunde märchenhafter Urban Fantasy.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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