Freiheit um jeden Preis
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Karomara ist lediglich eine unbedeutende Frau unter der Herrschaft des Pharao, den sie überdies zu töten versuchte. Wie herrlich wäre doch die Demokratie des Nachbarstaates! Doch gerade ein Fluchtversuch dorthin hat sie erst in ihre Lage gebracht: ihr Tod ist beschlossene Sache. Doch sie erhält eine weitere Chance. Was kann sie mit ihrem Leben und ihrer Meinung ausrichten in einem Land das für diese keinen Platz lässt?
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Freiheit um jeden Preis ist eine ungewöhnliche Fantasy-Geschichte. Die Fantasy-Elemente sind vor dem Hintergrund einer ägyptisch-pharaonischen Theokratie/Monrchie gering. Am ungewöhnlichsten ist jedoch der Konflikt – zwischen einem fantastischen Äquivalent von Ägypten und der Demokratie.
Demokratie gegen Monarchie
Monarchien sind die standardmäßige Regierungsform von Fantasy. Demokratien sind selbst als Randerscheinung ungewöhnlich. Fantasy bietet hier aber einen Rahmen für deutlichere Kritik als die Realität – denn seien wir einmal ehrlich: Perfekt ist Demokratie sicher nicht.
Die Protagonistin wünscht sich die Demokratie - ganz im Gegensatz zur Bevölkerung des Pharaonen-Staates. Diese kennt nichts anderes und ist grundsätzlich zufrieden: Man wird gut versorgt und das genügt.
An gewisse Ereignisse erinnert, dass die Kriegserklärung keineswegs vom Pharao kommt - sondern von der Demokratie. Denn die Demokratie muss ja das beste aller System sein und die Untertanen des Pharaos befreit werden. Demokratie überall, stets und für alle? Bei näherem Nachdenken wirft dies doch einige Fragen auf - die man auch auf die Realität übertragen kann.
Hilflose Heldin
Heldin ist für die Hauptfigur das das falsche Wort. Karamora verkörpert keine Schwertkämpferin; im Gegenteil verfügt sie über keinerlei Macht und ist nur eine "wertlose" Frau, die einfach gehorchen soll. Dies kontrastiert besonders stark mit der Nachbar-Demokratie, wo auch Frauen auch einen anderen Stand haben.
Karamora versucht zwar zu fliehen, ist insgesamt aber sehr passiv. Das entsteht nicht aus mangelndem Willen, etwas zu tun, sondern weil sie nicht dazu in der LÖage ist. Alle Möglichkeiten zur Flucht sind aussichtslos oder selbstmörderisch. Auch hier gibt es also wieder eine deutliche Abweichung von Mustern der Standard-Fantasy: keine heroischen Versuche (und Erfolge) in (scheinbaren) Himmelfahrtskommando. Auch andere Frauen stehen um Kumora herum, aber sie sind vom "eigentliche wichtigen" Geschehen entkoppelt. Denn in den Krieg ziehen die Männer ... und dieser entscheidet letztlich im großen Rahmen.
Die Demokratie erfährt einen weiteren Kontrast durch die erste Frau des Pharao, die man trotz hohen Status' als stellvertretend für andere sehen kann: Sie ist zufrieden; sie braucht keine Demokratie. Am Ende kann man so durchaus fragen, welchen Wert die Demokratie hat - von der man nichts Wesentliches sieht.
Passive Denkanstöße
Bei dem Thema Demokratie gegen (vordergründigen) Despotismus könnte man eine tief greifende Diskussion antreten. Dies tut der Roman nicht. So wie die Charaktere eher passiv wirken wird auch keine moralische Wertung aufgedrängt. Denkanstöße gibt es durch Parallelen und manchen Dialog. Allerdings sind diese ein wenig kraftlos. "Passivität" gebrauchte ich recht häufig und dies ist auch mein Hauptkritikpunkt: Die Geschichte ist interessant, aber es fehlt an "Power". Aber vielleicht solle man auch gerade dies als Aussage nehmen, dem das Ende gut ansteht: eine Chronik der Jahre danach - emotionslos, nicht freudig, nicht betrübt, nur "Fakten"
Freiheit um jeden Preis ist ein Fantasy-Kurzroman der durch seinen Verzicht auf Helden, seine zentralen Frauen und dem Spannungsfeld Demokratie/Despotismus auffällt, dem aber ein wenig Power fehlt.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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