Buch-Cover, Dave T. Morgan: Der Magier des Königs

Der Magier des Königs

Serie: Die Magierkriege (#2)Genre: Fantasy
Seiten: 270
Erschienen: 11/2010 (Original: 2010)
ISBN: 978-3-939139-14-0
Preis: 9,90 Euro (Softcover)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

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Seit der Schlacht mit dem Zauberer Xyr hat sich die Welt verändert. Die Zauberei brodelt im gesamten Kontinent und jeder versucht die Konfusion nach dem Krieg zu seinem Vorteil zu nutzen. König Tristan von Abreanna ringt darum, das Land wiederaufzubauen - doch gerade sein Bruder, der Magier Lion, weigert sich, ihm mit seinen Kräften zu helfen. Dabei wären diese mehr als notwendig: während neue Wesen Händler überfallen und Dörfer auslöschen verbündet sich der Erbfeind Thalanien mit den Magiern aus Masaglan. Auch das Inselreich Harwen wirft gierige Blicke aufs Festland - und zwischen Zwergen, Drachen und den Bewohnern der Sarasutra-Steppen brodelt es; in den Ödlanden setzt ein imperiales Großreich zu neuen Eroberungen an. Verschiedene Bündnisschwüre werden von Abreanna eingefordert. Doch als Lion schließlich aufbricht, um etwas zu tun, geschieht genau das, vor dem er sich gefürchtet hat: Er verliert die Kontrolle über seine Kräfte und löscht jegliches Leben aus, das in seine Nähe gelangt. Und selbst die Götter mischen sich in den neuen Krieg ein...

Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.

Dem Titel entsprechend ist die Hauptperson des Buches Lion, Magier und Thronfolger von Abreanna. Dieser kann jedoch nicht mit einem typischen (Magier-)Helden gleichgesetzt werden. Erstens ist er kein unproblematischer Held. Und zweitens nimmt er zwar den Großteil der Handlung ein aber dies ist deutlich weniger als die Hälfte, denn viele andere Figuren bekommen ebenfalls ihre Auftritte.

Mehrere Handlungen

Mit den vielen Charakteren kommen auch mehrere Handlungen. Damit einher geht das Gefühl keiner hundertprozentig "guten" Seite – selbst Lyn-Dath und Xyr sind nicht problemlos als gut oder böse zu bezeichnen. Abseits dieser gibt es eine Vielzahl verschiedener Nationen, die alle das Ziel haben, ihre Macht und ihren Einfluss zu erhöhen. Naturgemäß kommen einige Figuren dabei besser weg als andere, aber ein durchgehend guter Held, der hohe Moralansprüche auch aufrechterhält, fehlt. Im besten Fall ist dies "grau gegen schwarz" - nicht das übliche schwarz gegen weiß. Selbst Lion ist zwar bereit, sich selbst zu opfern, kann sich aber nicht kontrollieren

Die vielen Plots sind keine Nebenplots sondern gleichberechtigte Haupthandlungen. Zwar sind viele Figuren im Kern bekannte Typen, aber durch kleine Eigenheiten oder persönliche Anfeindungen bleiben auch diese Figuren interessant, sei es in Harwen, in der Sarasutra, in Abreanna, Masaglan oder Thalanien.

Die Wege der "Helden"

Am ehesten Held - oder eher Hauptperson - ist wie erwähnt Lion, dessen pure unkontrollierte Macht im Zentrum steht und letztlich die Gestalt der Welt wie sie nun ist geprägt hat. Er muss sich mit seiner Macht auseinandersetzen und diese in kontrollierte Bahnen lenken. Die Haupt- Protagonistin neben ihm ist seine Frau Yo-sicca-na, die aus Frust in die Ebene der Sarasutra zurückkehrt und in die dortigen Machtauseinandersetzungen zwischen den Stämmen und den Zwergen gerät; Lion inzwischen erfährt, dass ein kriegerisches Imperium hinter den Ödlanden die Fäden zieht.

Tristan, König von Abreanna, ist ein weiterer Protagonist, der versucht, seine Bündnisschwüre einzuhalten und ins Borell-Gebiet zieht, um eine Bande Söldner zu vertreiben - doch seine Probleme gehen weiter und schließen die gesamte Politik ein. Die Magier Masaglans, die Königin Thalaniens und die Harwener bieten eigene Protagonisten auf, jedoch in weit schwächerem Maße, wie auch die Götter. Einiges Informationen bekommt der Leser durch explizite Gedanken der Figuren, die in gutem Gleichgewicht zur Handlung stehen.

Offene Rätsel und Plots

Bei derart vielen Protagonisten und Plots ist es fast schon zu erwarten, das Plots offen bleiben und auf den nächsten Teil deuten. Aber auch "kleine" Rätsel bleiben bestehen. Bereits im vorigen Band wurde das Rätsel um die Deengorra-Bäume für den Leser aufgedeckt: diese sind nicht einfach nur selten sondern direkt an das Leben der Borell gebunden und daher von diesen mit eben jenem verteidigt. Aber andere Rätsel bleiben bestehen: Wer oder vielmehr WAS ist beispielsweise der Anführer von Tristans Garde? Bei seiner Kampfstärke und augenscheinlichen Unsterblichkeit scheint selbst ein Gott nicht allzu abwegig. Und apropos Götter: Was genau diese erreichen wollen, wie sie unbewusste Blutschwüre erfüllen oder auch nur ihre Priester schützen ist genauso offen wie die konkreten Ziele der Nationen abseits von Macht.

Magie außer Kontrolle - Atomkraft?

Der Witz ist alt: Wenn man sich ein wenig anstrengt kann man alles, das irgendwie zerstört, als Allegorie zur Atomkraft lesen. Vor dem Hintergrund des zerstörten Kernkraftwerks in Fukushima sind diese Deutungen wieder aktuell. Parallelen kann man durchaus ziehen zwischen der Atomenergie und der Magie: Kontrolliert sind sie beide nützlich und mächtig - aber kann man sie kontrollieren? Lions Magie gerät außer Kontrolle, vernichtet Wälder und tötet jegliches Leben um ihn herum – Atomkraft wirkt nicht identisch aber doch sehr ähnlich.

Aber gut, die Analogie will ich nicht überstrapazieren: Bis zu einem gewissen Punkt herrschen Ähnlichkeiten und die Moral ist auf beide anwendbar: "Sei vorsichtig mit was für Kräften du spielst, und sei sicher, dass du sie kontrollieren kannst". Das gilt für Magie, Atomkraft und eine Menge anderer Dinge

Viele Nervige Fehler

Zum Schluss noch Unschönes, leider in extremer Form: Das Buch strotzt nur so von Textfehlern. Es gibt Massen an 1-Buchstabe-Fehlers, also Fehler die zwar ein Wort ergeben, aber nicht das, welches eigentlich dort stehen sollte. Bisweilen ist sogar die Syntax einfach unzulässig verdreht. Eine einfache Word-Autokorrektur reicht einfach nicht und hier habe ich den Eindruck, dass genau diese verwendet wurde. Ein menschlicher Leser KANN das schon gar nicht mehr übersehen - ich rede hier nicht von einem oder auch nur seltenen Fehlern.

Auch die Typographie ging manchmal daneben: ein Schiffsname einmal kursiv, dann beim nächsten Mal (wenige Zeilen später auf der selben Seite) nicht; sogar innerhalb eines Wortes war ein Buchstabe kursiv und der Rest in normaler Schrift. Zeilenumbrüche im ohne Sprecherwechsel sind auch ohne Grund unüblich. Bitte, bitte, bitte: ein wenig mehr Aufmerksamkeit beim Lektorat darf nicht nur sein sondern MUSS sein. Fehler stören einfach den Lesefluss und werfen aus der erzählten Welt heraus.

Diese Fehler ändern aber nichts daran, dass "Der Magier des Königs" ein guter Fantasy-Roman ist, der sich durch viele Protagonisten und einer fehlenden vollkommen "guten" Seite von dem vorherrschenden Schema abhebt und Magie, das Allheilmittel der Fantasy, in eine äußerst problematische Position rückt.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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