Verrat in Faerie
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Das Ziel ist erreicht: Alek Maurer und seine Gefährten sind in Faerie. Das heißt, dass Alek das Amulett der Elfen endlich an den König geben kann und dann in Ruhe nach Hause zurück wandern kann. Doch wie so häufig kommt es anders: Nicht nur hat der Talisman anscheinend Alek zu seinem Träger erkoren, auch ist es Salin Urdrukk gelungen die angeblich undurchdringliche Barriere der Elbenwälder zu überschreiten. Als es ihm gelingt, den Talisman an sich zu nehmen, bleibt den Gefährten nur übrig, sich erneut für den Kampf gegen den Diener des Seth zu entscheiden.
Das Buch erhält 6 von 10 Punkten.
"Verrat in Faerie" setzt die Handlung des "Talisman von Faerie" unmittelbar fort. Leser bekommen das geboten, was sie im ersten Teil bekamen, vor allem die alten Schwächen.
Telling, not Showing
Die zentrale Kritik: Der Autor zeigt nicht ("show") sondern erzählt ("tell"). Dies ist ein Ratschlag fast aller Autoren: Erkläre nicht, dass eine Figur sich unglücklich fühlte oder wütend ist (durch den Erzähler) - zeige es! Lass sie weinen, schreien, heulen, die Fäuste ballen - was auch immer Situation und Figur angemessen ist. Leider geht Jason N. Beil diesen Weg keinen einzigen Schritt sondern erklärt seitenweise auktorial was die Figuren denken und fühlen.
Dies nimmt nicht nur Tempo aus der Handlung sondern macht die Figuren uninteressant und zu berechenbaren Typen. Und apropos Typen: Der gesamte Stil des Romans ist ähnlich. Die Welt an sich wird kaum beschrieben (so weit so gut!) aber die vorhandenen Details und Figuren bekommen gesetzte, unanfechtbare Zuordnungen. Dem Leser wird genau vorgegeben, was er wie zu sehen hat; eigenes Denken wird ihm abgesprochen. Aussagen wie "unschuldige Schützen" (bitte was?! Im Mindestens töteten sie auch ihre Gegner!) tragen zur Polarisierung bei, die extrem unsubtil erfolgt und mich massiv störte.
In einigen wenigen Szenen gibt es Lichtblicke, auch im Dialog - der jedoch durch häufiges und unnötiges Wiederholen von Namen auffällt und bisweilen nur zur Exposition dient. Manchmal wirkt der Dialog schlicht aufgesetzt und geschwafelt – aber besser als im ersten Teil. Unbewusst selbstironisch: Der Autor nimmt die Schwafelei des Oberschurken durch eine genervte Figur auf die Schippe. Dass er selbst die ganze Zeit wie dieser Schurke schwafelt, merkt er nicht.
Der Stil bleibt trotz dieser Erklärung (oder gerade deswegen) recht simpel und einfach zu lesen: Wer ohne Nachdenken einfach eine Geschichte lesen will, der bekommt genau dies – eine Geschichte, die man einfach weg liest ohne über komplizierte Konstrukte zu stolpern und bei der man nicht nachdenken muss – aber auch nicht wirklich kann.
Bekannte Muster, typische Helden
Den ersten Teil bezeichnete ich als "Tolkien-Klon". Nun gibt es weniger Ähnlichkeiten, aber trotzdem ist auch dieser Roman ein absolut typischer, flacher High Fantasy Roman mit allen „klassischen“ Elementen, die hier jedoch kein Qualitätsmerkmal sind sondern lediglich Kennzeichen eines Mangels an Innovationen. "Verrat in Faerie" bietet keine Überraschungen: bekannte Muster, bekannte Helden-Typen in Reinform; keine Figur, die sich irgendwie in die Erinnerung drängt, keine markanten Zitate oder Stellen, an die man sich erinnern wird. Die Protagonisten sind zum Erfolg verdammte Helden; die versuchte Verortung im Alltagsleben ist kraftlos.
Die Figuren zeigen keine Entwicklung. Alek Maurer wollte Bäcker werden und wird nun Held - aber verändert hat er sich letztlich kaum und auch ein Ausflug in die Vergangenheit, die ihn (welche Überraschung!) zu etwas Besonderem macht, lässt ihn nicht individueller werden – eher im Gegenteil: er ist der Auserwählte, mitsamt Prophezeiung! Massive Exposition kommt hinzu; viele Kämpfe tragen die Handlung sogar ein Stück Richtung Heroische Fantasy. Bezeichnend ist auch, dass es zuletzt kein einziges Opfer unter den Protagonisten gibt - nicht dass ich die unbedingt sterben sehen möchte, aber wenn alle ohne Opfer überleben und die Bösen scheitern, dann können sie ja gar nicht so stark gewesen sein.
"Lücken" und plötzliches Verschwinden
Störend wirken auch die Fehler, die bereits auf dem Innentitel beginnen: Nein, dies ist definitiv NICHT der erste Teil der Talisman-Kriege, wie es dort heißt, aber das kümmert im Vergleich wenig. Störender sind die Seltsamkeiten im Erzählten: ein Pfeil in die Schulter ist nahe dem Herzen? Streng betrachtet vermutlich korrekt, aber Schulter und Herz ist doch ein gewisser Unterschied. Gleichfalls seltsam ist es, das sich ein Reiter von einer Zeile zur nächsten plötzlich problemlos auf den Boden legt. Diese „Fehler" kann man sich zurechtdenken indem man davon ausgeht, dass inzwischen einige nicht erzählte Handlungen stattfanden. Aber gerade bei Beils ansonsten extensiven Stil fällt dies auf.
Ähnlich ist auch eine "Hexerkette", ein machtvolles Artefakt für Magie. Sie taucht plötzlich auf, ihre Funktion wird erklärt – samt einem hohen Preis für den Benutzer. Sie wird verwendet und… ward nicht mehr gesehen. Die Kosten werden effektiv nie bezahlt und die Kette wird nicht einmal gefunden! Sie ist weg und der Schurke bekam machtvolle Magie, die er aber auch mit viel einfacherer Begründung hätte wirken können. NATÜRLICH ist es zum Schluss dann auch "ganz zufällig" der höchste Feiertag der Elfen so dass der Sieg gefeiert werden kann...
Fazit: "Verrat in Faerie" ist lesbar, das war es aber auch. Die Geschichte ist anspruchslos und niemand, der auch nur ein Minimum an Nachdenken bei der Lektüre wünscht, wird glücklich werden. Alles war schon einmal da (wie der Rückentext an das Lob „neue[r] Ideen“ kam ist mir gänzlich schleierhaft; dieses Lob ist einfach grotesk) und der Autor erklärt sehr viel sehr explizit und polarisiert stark und eindeutig durch Setzung in Gut und Böse.
"Verrat in Faerie" ein Buch für Leser, die nicht nachdenken wollen und eine Geschichte lesen wollen, die keine Anspielungen auf irgendetwas enthält. In diesem Fall kann sie durchaus kurzweilig sein. Für mich hingegen war sie einfach stumpf.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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