Buch-Cover, Gesa Schwartz: Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Serie: Grim (#1)Genre: Urban Fantasy
Verlag: LYX Egmont
Seiten: 678
Erschienen: 03/2010 (Original: 2010)
ISBN: 978-3-8025-8303-2
Preis: 19,95 Euro (Hardcover)
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Das Steinerne Gesetz der Gargoyles besagt, dass niemals ein Mensch vom Volk der Gargolyes und anderen wundersamen Wesen erfahren darf. Grim ist ein Gargoyle, der die Einhaltung dieses Gesetzes überwacht. Eines Tages wird er jedoch Zeuge, wie eine gute Freundin ein geheimnisvolles Pergament an einen Menschen weitergibt - undenkbar!

Grim versucht, an das Pergament zu kommen, doch anscheinend ist es wichtiger, als er dachte: Hybriden sind hinter dem Pergament her, das mit dem uralten Siegel des Feuers verschlossen wurde. Was führen sie im Schilde? Zusammen mit der Sterblichen Mia versucht Grim das Geheimnis des Pergaments zu ergründen. Bald stellen sie fest, dass die Bedrohung weit über eine unzufriedene Gruppe hinaus geht – und direkt mit Grims Vergangenheit verbunden ist.

Das Buch erhält 8-9 von 10 Punkten.

Mit "Die Gargoyles" bringt Gesa Schwartz – Halt, Moment mal, so wurde das Buch gar nicht genannt. Zum Glück! Denn um das Volk der Gargoyles allein geht es nicht und in der Tat mehr um "Grim". Ein wenig ernüchternd wirkt der Rückentext-Verweis auf "steinerne Engel" aber das ändert nichts am Grundtenor: Mit dem ersten Grim-Roman bringt Gesa Schwartz eine bislang eher vernachlässigte Rasse auf die Bühne der Urban Fantasy - und "Rasse" spielt eine bedeutende Rolle im Roman. Der insgesamt hohen Qualität zollt der Lyx-Verlag dem Roman auch damit Rechnung, dass er ihn ungewohnt sowohl für den Verlag als auch für ein Erstlingswerk als Hardcover herausgibt.

Urban Fantasy mit einer Nebenportion Romance

"Das Siegel des Feuers" spielt im heutigen Paris in einer zweigeteilten Welt. Die erste ist die der Menschen - genau so wie wir sie kennen. In dieser Welt beginnt der Roman, gelangt dann jedoch schnell in die zweite, heimliche Welt, in der die Geschichte bis zum Ende spielt Diese zweite Welt ist die Welt der mythischen Kreaturen, nicht nur der Gargoyles sondern auch von Vampiren, Elfen und anderen. Allein der Zauber des Vergessens trennt die beiden Welten voneinander. Fantasy-Welten wirken oft "quasi-mittelalterlich", die Stadt der Gargoyles weniger. Auch sie wirkt antiquiert im Verhältnis zu modernen Metropolen, aber dennoch wie eine Großstadt, nicht wie ein Dorf - auch hier kann man also von "Urbaner Fantasy" sprechen, wenngleich die Handlung weitestgehend an abgeschiedenen, unerreichbaren und eher isoliert-mysteriösen Orten stattfindet.

Was mich an den Grundlagen störte war die Nebenportion Romance. Mia und Grim verlieben sich ineinander. Schön. Grim fühlte sich zu Menschen von Beginn an hingezogen - aber warum verlieben sich die beiden? Dies wirkte auf mich völlig unmotiviert. Freundschaft hätte es absolut getan und wäre überzeugend gewesen – plötzliche Liebe macht für mich keinen Sinn.

Die Sache mit der Rasse: Gargoyles, Menschen und mehr

Ein zentraler Topus des Romans ist die Rasse. Dies beginnt offensichtlich bei Gargoyles – hier übrigens ein Sammelbegriff für alle Lebewesen aus Stein – und den Menschen, die nichts voneinander ahnen. Bald erfährt der Leser jedoch, dass es auch „Hartide“ gibt, Menschen die auch die mystischen Dinge sehen können. Und es gibt Hybride, die verachtet und gejagt werden.

Gegenüber manchem Fantasy-Königreich ist die Welt der Gargoyles sehr unschön: Zufriedenheit gibt es nicht und die Gargoyles herrschen geradezu despotisch und rassistisch: Sie sind die hohe Klasse und stellen den König, alle anderen sind niedere Wesen und unbedeutend. Ganz unten sind die „widernatürlichen Hybriden“. Dies bildet einen starken Kontrast zu den „Steinernen Engeln“ als Behüter der Menschheit, wie der Buchrücken es suggeriert – in dieser Rolle ist Grim nahezu allein. Am Ende des Werkes gibt es wie zu erwarten einen deutlich positiveren Ausblick auf die Problematik als zu Beginn, aber bis zu den letzen Seiten ist die Spannung zwischen den Rassen spürbar und sorgt für nachvollziehbare Motivationen und Probleme – und gibt unserer Welt einen Spiegel, wenn man nur ein wenig ersetzt. Bei näherer Betrachtung auffällig: Gargoyles sind zwar zentral, bekommen aber keinen extensiven Hintergrund verpasst. Man kann kritisieren dass sie abgesehen von „Wesen aus Stein“ recht blass sind, aber ich bin für diese vermiedene unnötige Exposition dankbar: das Wichtige vermittelt die Autorin geschickt innerhalb der Erzählung

Interessante Charaktere und Klischees

Eine Handlung ist nichts ohne ihre Charaktere. Hier bietet Gesa Schwarz eine Mixtur aus interessanten Charakterzügen und Klischees. Die beiden Hauptcharaktere Mia und Grim sind dabei endlich einmal nicht die pure Güte und haben ihre Probleme – die große Enthüllung macht auch Sinn, was zum Ende folgt war dann wieder fast vorhersehbar und hat durchaus eine Prise Kitsch.

Auch was die Schurken angeht ist der Autorin eine gute Zeichnung gelungen: Seraphim von Athen kann man eigentlich gar keinen Schurken nennen, sein Anliegen hat alle Sympathien auch der Leser. Zumindest bis zum Schluss, denn dann wird der „Missverstandene Retter“ plötzlich zu einem, der das eigene Ziel vergessen hat. Leider muss er auch eine Horde Schwarzmagier im Schlepptau haben. Nebenfiguren haben Funktions-Persönlichkeit und werde durch die Rassen-Problematik mitbestimmt.

Prosaischer Stil mit viel Handlung und Tragik

Der Stil von Gesa Schwarz ist sehr prosaisch mit einer Handlung, die trotz Zweiteilung nicht komplex ist sondern sehr geradlinig. Ein Kapitel folgt Mia, eines Grim; in wenigen Kapiteln sind die beiden gemeinsam unterwegs. Auffällig sind eine Vielzahl an verschiedenen mystischen Orten oder Welten. Diese wirken für die Geschichte an sich recht unmotiviert: Warum ist es gerade Hel mit ihrem Totenreich in das Grim gelangt? Eine Verbindung zu Nordischen Mythen sehe ich sonst nicht. Die Anderswelten wirken so ein wenig wie ein Abgreifen markanter Szenen (samt Schwenk in Splatter/Horror) ohne Verbindung zur Haupt-Welt: Man geht ein Portal und alles, was geschah ist erledigt. Immerhin sind diese Welten interessant und ermöglichen einen Wechsel der Stimmung.

Action: Kurz und brutal

Zu Kämpfen kommt es eher selten. Es gibt einige Konfrontationen mit Flucht und Verfolgung. Wenn es zum Schlagabtausch kommt, ist dieser jedoch kein stundenlanges austauschen geradezu tödlicher Hiebe – sondern kurz, heftig und blutig (oder staubig). Durch diese „realistischen“ Kämpfe kann die Autorin immer wieder kleine, starke Action-Spitzen setzen ohne dass gewaltsame Auseinandersetzung zu einem Kern des Werkes wird. Wer Heroische Fantasy mit vielen Kämpfen und Schlachten sucht ist hier dementsprechend falsch.

Fazit Dicker Erstling: Empfehlenswert

Ein dicker Erstling von 678 Seiten, noch dazu im Hardcover: Das ist ungewöhnlich. Das zeigt Vertrauen von Seiten des Verlages. Dieses Vertrauen ist gerechtfertigt. Zwar ist „Grim – Das Siegel des Feuers“ kein absolutes Meisterstück, aber ein sehr guter Roman. Die übergreifende Thematik ist durchaus ernst und aktuell, die Geschichte eher „realistisch“ als „heroisch“. Zu kurz kommen werden die, die alles über Gargoyles wissen wollen.

„Das Siegel des Feuers“ bietet einen flotten, geradlinigen Roman in dessen Zentrum eine Rassen-Problematik steht.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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