Grabeshauch
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Als sie von der reichen Lizzie Joyce angeheuert wird um die Todesursache ihres Großvaters zu lesen macht Harper Connelly eine überraschende Entdeckung: Die Pflegerin des alten Mannes war schwanger - jedoch fehlt vom Kind jede Spur und auch Lizzie hört zum ersten Mal davon. War es eventuell gar ein Kind ihres Großvaters? Ein zusätzlicher möglicher Erbe ist nicht unbedingt eine gute Sache - und noch brisanter wird dies dadurch, dass der Großvater nicht allein starb, wie bislang angenommen. Lizzie ist fest entschlossen, eine eventuelle Verwandte zu finden und wendet sich auch zu diesem Zweck weiter an Harper und Tolliver.
Die beiden haben jedoch auch ganz persönliche Probleme: seit sie ein Paar sind werden sie von einigen schief angesehen - Bruder und Schwester, ja, aber von verschiedenen Eltern und nicht blutsverwandt. Und apropos Eltern: Tollivers Vater wird aus dem Gefängnis entlassen und will wieder Kontakt zu seinem Sohn aufnehmen. Daran hat dieser jedoch kein Interesse: die Drogen-Exzesse, die Vernachlässigung und vieles andere können einfach nicht vergeben werden; und auch nicht das Verschwinden von Cameron, einer weiteren Schwester. Als Tolliver schließlich angeschossen wird, überschlagen sich die Ereignisse: Steckt einer der Joyces dahinter? Oder doch Tollivers Vater? Oder hat es etwas mit einem vergangenen Fall zu tun?
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Harper Connelly kann Tote spüren und ihre letzten Momente nacherleben. Dies ist das zentrale Element auch dieses Romans und das einzige phantastische Element überhaupt. Wie auch in vorherigen Bänden spielt der Zweifel an Harpers Fähigkeiten eine gewisse Rolle, jedoch wird sie im Wesentlichen akzeptiert.
1. Handlung: Krimi ohne Mitraten
Das liegt auch daran, was Harpers Aussage überhaupt aufbringt. Ist der Tod von Großvater Joyce zunächst eine Sache der Vergangenheit, so ergibt sich durch Harpers Aussagen der Ansatz für ein Verbrechen - wobei die zeitliche Distanz nicht unbedingt hilfreich ist. Aber klar ist: Vorteile durch den Tod des Großvaters hätten nur Miterben und diese haben auch ein Interesse daran, dass nicht einmal die Idee eines nicht ganz zufälligen Herzversagens aufkommt. Ein Grund, Tolliver umzubringen? Oder hatte man es auf Harper abgesehen? Auch die Polizei ermittelt bald: Beste Grundlagen für einen Krimi also. Es gibt auch durchaus Spannung – aber es fehlt letztendlich eine „Spur“, der Figuren oder Leser folgen könnten.
2. Handlung: Familienprobleme - Gesichter der Vergangenheit
Die zweite Handlung, die den deutlich größeren Einfluss auf den Roman hat, dreht sich um Harpers und Tollivers Familienprobleme, die bereits in vorhergehenden Bänden immer wieder durchschienen. Auf den Punkt gebracht waren ihre Eltern drogensüchtig und haben die Kinder vernachlässigt - bis das Jugendamt einschritt. Tollivers Vater wanderte ins Gefängnis und ist kürzlich entlassen worden. Seine erneute Annäherung ist brisant und gibt der Geschichte einen düster-bedrohlichen Unterton. Glücklicherweise verzichtet Charlaine Harrs auf sentimentales „Alles wieder gut“. Nur ein Charakter vertritt diese Ansicht. Insgesamt herrscht eher Feindschaft - diese Person ist nicht mehr "Vater" und möge besser weg bleiben.
Ein Nebenschauplatz der Familienprobleme ist Harpers und Tollivers Status als Paar – ja, sie sind Bruder und Schwester, aber nicht blutsverwandt. Harpers Gabe, das einzige phantastische Element, tritt vor diesen beiden Problematiken in den Hintergrund - und immerhin bewirbt sich der Roman als "Mystery-Krimi", wobei das Mystery-Element eben dieses phantastische ist.
Verwobene Handlungen
Die zwei Handlungen verweben sich ineinander - wer hätte das auch gedacht? In dieser Hinsicht ist der Roman vorhersehbar: jede Menge passiert zur gleichen Zeit und die Frage ist, ob es mit den Joyces zu tun hat, mit Tollivers Vater, oder doch mit etwas ganz anderem? Tritt man zurück und betrachtet die Geschichte als ein fiktionales Werk, so kommt man schnell zu einer anderen Vermutung: Nahezu sicher hängen beide Handlungen miteinander zusammen - irgendwie. Und das tun sie schließlich auch. Wie genau jedoch, bleibt unklar – dies ist kein Mitrate-Krimi.
Corpus ex Machina – Alle Handlungen abgeschlossen
Weiß man zudem, dass dies der (vorerst?) letzte Teil der Reihe ist, kann man auch erraten, dass alle Handlungsstränge abgeschlossen werden. Das gilt sowohl für Tollivers Vater, die Joyces und Verbindung zwischen diesen; als auch für die familiären Probleme der Vergangenheit: die lange Suche nach Cameron kommt zu einem Abschluss. Zwar ist während dieses und der vorangehenden Romane immer wieder auf die Suche nach ihr oder ihrer Leiche verwiesen worden und zudem spielt dieser Roman in der alten Heimat; überdies finden Harper und Tolliver in der Tat Neues heraus. Aber dennoch kommt die große Enthüllung unvermittelt und nicht anhand von Hinweisen nachvollziehbar.
Ein runder Abschluss mit Schwerpunkt Familienproblemen
Mit "Grabeshauch" bietet Charlaine Harris einen Abschluss der Harper-Connelly-Reihe, der alle wesentlichen Fäden zu einem Ende führt. Der Roman nutzt nur ein marginales phantastisches Element und der Krimi-Anteil erreicht nicht den Punkt des Miträtselns. Der Ton wird deutlich geprägt von der düsteren familiären Vergangenheit Harpers. Die größte Schwäche ist, dass alle Lösungen irgendwann einfach da sind. Trotzdem gelingt es Charlaine Harris, auch diesen Roman mit Spannung und Kurzweil zu schreiben.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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