Schwarze Lust
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Reyes Leben ist auf den Kopf gestellt: Er ist Krieger, einer der Herren der Unterwelt, und sein Körper beherbergt seit Jahrhunderten den Dämon des Schmerzes. Das macht ihn einerseits unsterblich, zwingt ihn aber andererseits, sich stetig selbst Verletzungen zuzufügen - nur mit Schmerz und Qualen ist sein Dämon und damit auch er zufrieden.
Da ist noch Danika Ford. Sie ist auf der Flucht vor den Kriegern, vor Reyes und seinen Freunden, die von den neuen Göttern beauftragt wurden, sie und ihre Familie zu töten. Doch trotz allem fühlt sich Dania zu Reyes hingezogen. Dieser auch zu ihr, doch fürchtet er, sie zu verändern, wie er alle Frauen veränderte, auf die er sich einließ: Sie zu einem masochistischen Biest zu machen. Und dann ist da nach wie vor das Interesse der Götter.
Das Buch erhält 6 von 10 Punkten.
"Schwarze Lust" gibt im Titel das Programm an: Romantic Fantasy im weiteren Sinne, nämlich mit einem deutlichen Schuss Dark Fantasy, die jedoch nie in den Bereich des Horrors gelangt. Die Tragik des Romans aus meiner Sicht? Die Idee um die Krieger ist gut, die Romanze hingegen nervt.
Mythischer Ansatz
Die Idee im Schnelldurchlauf: Die Büchse der Pandora wurde geöffnet, und die Krieger (also Reyes und seine Freunde) waren daran schuld. Zur Strafe wurden die Dämonen in ihre Körper gebannt - bis in die heutige Zeit. Die Götter des Olymps sind inzwischen gefallen und im Himmel herrschen die Titanen, denen Reyes und Co noch immer unterstellt sind - ein durchaus gespanntes Verhältnis. Und ihre Dämonen sind natürlich auch nicht unproblematisch. Dieser Ansatz im Mythos, der ihn dreht und weiterspinnt, gefällt mir generell gut.
Diese Dämonen machen die Krieger schon von Beginn zu "Antihelden". Der Ansatz hat allerdings auch seine eigenen Probleme, wenn der Träger des Lügen-Dämons etwa darin verfällt immer das Gegenteil von dem was er meint zu sagen. Es macht Sinn, aber es liest sich doch eher unschön. Insgesamt sind die Dämonen-Krieger vielmehr Superkrieger mit Fluch; die dämonischen Eigenheiten jedes einzelnen sind nicht unbedingt zentral. Das macht die Krieger an sich langweilig und austauschbar. Die Ausnahme ist Reyes (und auch Paris), der ein wenig mehr Prominenz bekommt. Und wenn man den Dämon des Schmerzes mit einer Liebesgeschichte zusammenwirft, wo landet man? Jawoll, bei SM.
Romanze nervig
Was sage ich überhaupt Romanze? Danika und Reyes kennen sich aus dem vorhergehenden Band (Kenntnis gut, aber nicht unbedingt notwendig) und fühlen sich stark zueinander hingezogen. Sie hat Angst vor ihm; er hat Angst, seinen "Engel" zu verderben. Er fügt sich selbst Schmerzen zu um sie nicht zu verletzen; er schützt sie und verbirgt seine unschönen Aspekte vor ihr um sie nicht abzustoßen. Sie würde ihn liebend gern verletzen aber er lässt es nicht zu. Und so weiter und das Ganze im Kreis und noch einmal. Dies ist nicht der erste Roman der Romantic Fantasy den ich lese und sicherlich schielt auch dieser Roman mit mehr als einem Auge auf die Zielgruppe weiblicher Leser. Aber diesmal muss ich für mich eindeutig festhalten: Die Romanze nervt einfach nur. Einerseits durch Wiederholung. Für mich deutlich zu viel. Auch das Ende der Romanze ist vorhersehbar: Stetiges Drehen und Wenden bis es dann tatsächlich um Leben und Tod geht. Allerdings ist das WAS auch für die gesamte Reihe weniger die Frage als das WIE.
Die weitere Handlung
Die Spiegelung mit den anderen Dämonen-Kriegern rettet ein wenig, betont aber gleichzeitig deren annähernde Austauschbarkeit: Jeder Krieger bekommt nach und nach seine große Liebe, seinen "Seelenverwandten", wenn man so will, dessen Präsenz den inneren Dämon ganz ohne Nebenwirkung ruhig stellt. Sieht man dieses Muster, wird es natürlich vorhersehbar. Andererseits: Dies ist eine Romantic Fantasy Serie mit gleich bleibender Gruppe von Hauptpersonen, was erwartet man also anderes? Wie ich sagte: die Handlung an sich fand ich interessant, auch wenn sie nicht neu ist: Die neuen-alten Götter, die Griechischen Titanen, sind auf der Suche nach verschiedenen Artefakten; die Krieger ebenfalls - und auch die Jäger. Die Jäger sind Menschen, welche die Krieger für alles Böse in der Welt verantwortlich machen und ihre direkten Gegenspieler; die Götter im Hintergrund bilden die zweite Konfliktlinie.
Fazit: Einige gute Ideen, insgesamt aber mittelmäßig
Die Auseinandersetzungen sind offensichtlich, die Ausgestaltung ist hingegen interessant. Wirklich vorhersehbar wird der Roman nie, fügt öfter Wendungen ein und bleibt nur in der Handlungslinie der Gesamtserie (zu) prognostizierbar. An vielen Stellen kann man Muster erkennen (Dämonen finden Gegenstück; wieder ein Artefakt gefunden...); die Spannung bleibt generell mittel bis hoch - stürzt für mich jedoch in den "romantischen" Episoden extrem ab.
Beispiel fürs Interessante: „Hoffnung“ wird hier als ein sinisterer Dämon verwendet. Leider gehen viele Ideen durch die Romanze unter. Ja, das Genre ist erfüllt - übererfüllt und mit einem deutlichen Blick in Richtung Sadomaso und damit auch Dark Fantasy (die bei den gewählte Anti-Helden so oder so schon anklingt).
Diese Überbetonung der Sadomaso-Romanze störte mich einfach zu sehr, als dass ich das Buch noch "gut" nennen könnte. Die Ideen sind es durchaus - und ein "Dark Urban Romantic Sadomaso Splatter Fantasy"-Roman füllt eine Lücke.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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