Buch-Cover, Brigitte Melzer: Rebellion der Engel

Rebellion der Engel

Genre: Urban Fantasy
Seiten: 432
Erschienen: 09/2010 (Original: 2010)
ISBN: 978-3-8000-9525-4
Preis: 16,95 Euro (Hardcover)
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Eigentlich war es für den Schutzengel Akashiel nur ein Routineauftrag, eine kurze Überprüfung ob mit dem Leben seines Schützlings nun alles in Ordnung ist. Doch diese Überprüfung geht furchtbar schief, kostet Rachel fast das Leben und verändert für sie alles: Plötzlich hört sie ihren Kater reden, schwarz geflügelte Engel erscheinen in ihrem Garten und seltsame Agenten haben es auf sie abgesehen. Rachel ist mitten hinein geraten in den Kampf zwischen Gut und Böse. Akashiel ist der einzige der ihr helfen kann - doch dazu muss er erst ihr Vertrauen erlangen, und das ist alles andere als einfach, denn er war es schließlich der beinahe ihren Tod verursacht hat.

Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.

Vager Hintergrund: Christliche Apokryphen

"Rebellion der Engel" lässt unmittelbar an die Rebellion Satans und den Sturz der Engel denken, hat damit vordergründig aber wenig zu tun; auf die Johannesoffenbarung und Apokryphen wird vielfach angespielt und ein deutlicher christlicher Hintergrund ist stets spürbar jedoch nicht übermäßig betont. Ja, Lucifer existiert irgendwo und webt seine Intrigen, wie auch die Schutzengel auf der Erde seinem Treiben entgegen wirken. Dieser Welt umfassende Konflikt ist jedoch Hintergrund; im Vordergrund stehen Rachel und ihr Schutzengel.

3 Elemente: Angst vorm Beschützer, Romanze, Gut gegen Böse

Die Geschichte um Rachel lässt sich in drei Elemente Teilen. Das erste Problem: Wie kann ein Schutzengel jemanden beschützen, den er durch sein ureigenstes Verschulden fast umgebracht hat? Oder anders herum: wie kann man zu einem solchen "Helfer" Vertrauen fassen? Dies ist ein eher ungewöhnliches Problem, insbesondere in der Fantasy, die ja für eine recht deutliche gut/böse-Trennung berüchtigt ist. Diese Trennung wird hier auch durch das geradezu rassistische Verhalten der meisten Engel gegenüber den Menschen aufgeweicht wird: Nicht alle Engel sind nett und gut.

Das Vertrauens-Problem nimmt einen großen Teil des Romans ein und verbindet sich mit dem zweiten Element, das sich schlicht als "Romantische Fantasy" beschreiben lässt: Trotz ihrer Angst vor Akashiel, fühlt sich Rachel von seiner Stimme beruhigt – solange sie ihn nicht sieht. Dummerweise nur hat sich ein anderer Engel mit undurchsichtigen Motiven für ihren Schutzengel ausgegeben Und dies führt zum dritten Element, dem epischen Kampf zwischen Gut und Böse; dem Übernatürlichen Element und der Frage, was eigentlich los ist: Warum konnte Rachel ihre Schutzengel überhaupt sehen? Warum kann sie mit einem Mal ihren Kater verstehen? Was will der schwarz geflügelte Engel? Und wer sind überhaupt die gegnerischen Parteien, wenn selbst die Engel nicht geschlossen zusammenhalten?

Blasse Hauptfiguren. Der heimliche Star: Ein Kater

Auch Akashiel ist hier zu Beginn ratlos. Der Kater scheint immer etwas mehr zu wissen (und verdient spontan meinen „Bester Nebencharakter des Jahres“-Preis) – aber wann war ein Kater jemals hilfreich? Diese Figur sorgt für leichten Humor, halb-kryptische Andeutungen und ist überaus gelungen. Meiner Meinung nach übertrumpft sie auch die beiden Hauptfiguren in Sachen Charakter, denn sowohl die primäre Erzählerin Rachel als auch der gelegentliche Aushilfserzähler Akashiel bleiben eher blass – wobei Akashiel durchaus als „moderner Engel“ überzeugt, der nicht umherflattert und Harfe spielt, sondern sich typisch menschlicher Technologie (mit himmlischen Extras) bedient.

Die Beziehung zwischen diesen beiden entwickelt sich weiter und der Roman erhält einen epischen Abschluss, der vorher nicht detektivisch ergründet werden kann. Ich empfand diesen Schluss als übertrieben – plötzlich geht es um die Welt statt um Rachel; dieser Sprung wirkt wie ein leichter Bruch in der Handlung. Auf ein vollständiges Happy End verzichtet die Autorin: ein uraltes Unrecht wird beendet, die Charaktere sind vorerst glücklich, aber unterschwellig gibt es nach wie vor ein größeres Problem, in das sowohl Lucifer als auch ein Erzengel verwickelt sind - eine Fortsetzung scheint durchaus möglich.

Lineare Urban Fantasy ohne Buffy-Action

"Rebellion der Engel" spielt in der heutigen Zeit und trägt daher starke Züge der Urban Fantasy, wenngleich das moderne Element eher gering ist. Primärer mythologischer Hintergrund sind die Apokryphen des Christentums, die jedoch nur oberflächlich genutzt werden und keine tieferen Neuentwürfe beisteuern, wie auch das Buch insgesamt nicht anspruchsvoll genannt werden kann. Aber es ist spannend, was zunächst vor allem von der Frage herrührt, was überhaupt mit Rachel los ist. Die Lösung wird schließlich mit Deus-ex-machina präsentiert. Auch die Romanze trägt auf ihre Art zur Spannung bei, bringt jedoch gleichzeitig Entlastung von den actionreichen Elementen mit. „Rebellion der Engel“ verzichtet auf viele Wendungen und ist recht linear – teilweise mit Längen durch Wiederholungen, welche die Handlung aber auch verlangsamen und ein „Action-Spektakel“ vermeiden – vermag die Spannung aber dennoch aufrecht zu erhalten. Einiges ist zu vorhersehbar: wenn plötzlich der perfekte Mann für die Freundin auftaucht, welcher Leser wird da nicht skeptisch?

Alleinstellungsmerkmal: Angst vorm eigenen Schutzengel

Insgesamt ist "Rebellion der Engel" ein empfehlenswerter (Urban) Fantasy Roman vor christlich-apokryphischem Hintergrund, der eine starke Romantische Nebenhandlung nutzt. Das heraus stechende Merkmal ist jedoch die problematische Beziehung zwischen Schutzengel und Mensch, die auch dazu führt, dass der Roman vergleichsweise wenig "Action" enthält - die größte Schwäche ist vielleicht das Ende, in der eben jene Action plötzlich rasant zunimmt und das Geschehen auf eine Welten umfassende Ebene hebt; ein wenig entsteht der Eindruck, abschließen zu müssen. Insgesamt bleibt der Roman jedoch empfehlenswert.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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