Zwei Kerzen für den Teufel
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Caterina ist die Tochter eines Engels - und der wurde ermordet. Offensichtlich müssen Dämonen dahinter stecken, denn ein Engel läst sich nur mit dem Schwert eines Dämons umbringen. Caterina schwört Rache - doch das ist einfacher gesagt als getan: Allein und noch minderjährig, ohne Geld und nur mit dem was sie bei sich trägt (immerhin auch dem Schwert ihres Vaters), versucht sie, die Mörder ihres Vaters zu finden. Doch ihre Kontakte können ihr nur beschränkt weiter helfen. Bald gelangt sie an einen Dämon, der bereit ist, ihr zu helfen - aus Langeweile und weil ein hohes Tier der Hölle Interesse an ihrem Überleben. Ob as nun wiederum eine Gute Sache ist? Eines jedenfalls ist offensichtlich: Irgendjemand anderes will Caterina tot sehen.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Ein Mädchen, das sich zwischen den Mächten von Himmel und Hölle sieht, ist nichts neues. Aber Caterina ist keine Buffy, die das Schwert ihres Vaters nimmt und mit den Höllenkreaturen aufräumt. In der Tat geht das ziemlich schief, denn um gleich den größten Spoiler zu bringen: Caterina überlebt es nicht, trotzdem sie die primäre Ich-Erzählerin ist. Sie ist zudem überaus kratzbürstig und wir deutlich weniger sympathisch als der Dämon Angelo. Was aber keineswegs das Ende der Geschichte ist, denn in einer Welt, in der Engel und Dämonen Realität sind, hat ein Racheschwur über den Tod hinaus Auswirkung. Die Welt des Romans scheint zwar wie unsere, ist dann aber grundlegend anders. Laura Gallego García nutzt verschiedene reale Schauplätze wie etwa Berlin für Textur, bevölkert diese Welt aber mit Engeln und Dämonen. Hier gehen diese Wesen keineswegs effekthascherisch auf Menschen los - stattdessen bleiben sie bevorzugt unerkannt. Das klingt "lahm" - eine bloße Detektivgeschichte mit der Suche nach dem Mörder? Nein, denn wenn Engel auf Dämonen treffen kommt es zwangsläufig zum Kampf. Nur haben die Engel ein ganz anderes Problem, eine Seuche die sie langsam auslöscht. Erstaunlicherweise haben einige Dämonen sogar etwas dagegen: stirbt ein Engel anders als durch ein Dämonenschwert, so wird die Zahl der Engel für immer verringert. Und eine Welt ohne Engel, ohne Gegner... das klingt doch nun wirklich langweilig!
Bei ihren Engeln und Dämonen orientiert sich die Autorin an Überlieferungen, sei es nun die Bibel, seien es Mythen und Sagen oder untergegangene religiöse Kulte. Sie geht nicht in die Tiefe; oft hört man nur den Namen eines Engels oder Dämons; gelegentlich wird seine frühere Wirkungsstätte erwähnt - für die Handlung sind nur einige wenige Dämonen und Engel wichtig, die sich mit ihrem überlieferten Wesen decken; aber auch zu Nebencharakteren kann man durchaus weitere (für die Handlung unbedeutende) Informationen finden. Auch der Schöpfungsmythos findet Eingang - wenngleich Engel und Dämonen inzwischen vergessen haben, was wirklich war: immerhin sind Millionen Jahre vergangen! Dennoch präsentiert die Autorin eine "Wahrheit", die sich jedoch grundlegend von dem unterscheidet, was überliefert wurde und auch eine eindeutige Moral für die heutige Welt präsentiert. Engel und Dämonen sind dabei recht deutlich vom üblichen Bild gelöst. Diese Verarbeitung "realer" Engel und Dämonen und das Einarbeiten in eine eigene, überzeugende und nicht typisch schwarz-weiße Mythologie sind die Stärke dieses Romans. Dies kann bisweilen als übermäßige Exposition empfunden werden, trotz der Lebendigkeit, welche die Autorin in die Ausführungen einbringt. Diese Verarbeitungen sind nicht wirklich neu – aber gelungen.
Caterina stirbt - und wie funktioniert das bei einem Ich-Roman? Caterina wird zum Geist und bindet sich an ein Medium... ausgerechnet den Dämon, der sie eigentlich beschützen sollte. Dieser ist davon wenig angetan, denn da er prinzipiell ewig lebt müsste er auch eine Ewigkeit mit einer Nervensäge von Geist verbringen. Nahezu vorhersehbar finden die beiden jedoch immer mehr zusammen - und decken dabei eine Verschwörung von einem Ausmaß auf, das die Suche nach den Mördern von Caterinas Vater bei weitem übersteigt und der Wahrheit des Verhältnisses von Gott, Engeln, Dämonen und Menschen nahe bringt. Eine leichter Hauch von Romanze ergibt sich, wird aber nie ausgearbeitet und wurde von mir als eher nervig empfunden – überhaupt bleibt gerade die Ich-Erzählerin sehr blass.
Und was hat das alles mit dem Titel zu tun? Kerzen werden nicht entzündet, doch verschiedene Überlieferungen führen zu einem Sprichwort folgender Quintessenz: Zündet man für Heilige EINE Kerze an um ihre Gunst zu erlangen, so zünde man dem Teufel, seinem ärgsten Feind, besser ZWEI an um ihn nicht neidisch zu machen. Der konkrete Zusammenhang mit dem Buch ist jedoch gering, was auch daran liegt, dass der Inhalt schwer auf einen Punkt zu bringen ist - immerhin konnte auch diese Rezension nicht auf einen dicken Spoiler verzichten.
"Zwei Kerzen für den Teufel" ist prinzipiell ein Jugendbuch. Mit Engeln folgt es dem derzeitigen Trend-Thema, ebenso mit (sachter) Romanze. Dabei umgeht der Roman Klischees und entwickelt eine eigenständige Mythologie, die reale Überlieferung als Grundlage nimmt und erweitert. Dies ist der Hauptanziehungspunkt des Romans, der auch für erfahrene Leser interessant sein kann - wenngleich sich die meiste "Intermythologizität" auf Anspielungen oder bloße Erwähnungen beschränkt. In jedem Fall: ein spannendes Buch mit fesselnder Mythologie, Enthüllungen und einer unaufdringlichen Moral, das leichte Schwächen in der Charaktertiefe und der Erzählerin aufweist.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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