Drei Wünsche hast du frei
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Als ihr Freund sie verlässt, bricht für Viola eine Welt zusammen. Sie sich nun von allem ausgeschlossen. Sie ist "zerbrochen" und wünscht sich nichts mehr, als wieder ganz zu sein. Dabei beschwört sie aus Versehen einen Dschinn herbei, der ihr die üblichen drei Wünsche erfüllen soll. Doch das ist gar nicht so einfach - und zudem ist der Dschinn schlecht gelaunt, denn während er eigentlich unsterblich ist altert er solange er in der Menschenwelt ist. Ohne die drei Wünsche zu erfüllen kommt er auch nicht zurück in seine Heimat. Drängt er Viola zunächst zu schnellen Wünschen (aber wohlüberlegten - immerhin ist er ein GUTER Dschinn!), so werden sie und die Menschenwelt ihm zunehmend sympathisch - doch das Haar wird länger, die Nägel wachsen, Minuten, Stunden und Tage des Lebens gehen für immer verloren... und Viola sucht weiterhin nach Wünschen - als ob eine Sechzehnjährige davon nicht genug haben sollte! Schließlich sieht sich der Dschinn gezwungen, drastischere Maßnahmen zu ergreifen.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
"Drei Wünsche" richtet sich primär Leserinnen ab 14. Hierzu passen sowohl die zwei dominanten Themen als auch das Alter der Protagonistin; auch ältere jugendliche Leserinnen können durchaus noch angesprochen werden. Dieses "Leserinnen" ist hier durchaus als weibliche Leser gemeint - männliche Leser können den Roman durchaus auch lesen und einiges übertragen, aber an vielen Stellen spürt man doch sehr deutlich weibliche Akzente, die "unter Jungs" einfach anders ablaufen würden. Macht aber nichts.
Die größte Schwäche des Romans ist seine Vorhersehbarkeit. Aber auch das ist kaum abträglich. Erwartet irgend jemand bei einem Jugendbuch ab 14 ein tragisches Ende - noch dazu einem dass unter Romantic Fantasy läuft, beides Gattungen in denen ein solcher Schluss eher unüblich ist? Dennoch scheint es ein solches zunächst einmal zu geben; und ein absolut positives Ende ohne Wenn und Aber vermeidet die Autorin auch. Überhaupt arbeitet sie zwar mit einer sehr alten und nicht überraschenden Geschichte, bringt aber einiges an neuen, interessanten Ideen ein, insbesondere um das Leben der Dschinn. Jackson Pearse greift den islamischen Ursprung lediglich locker auf und führt stattdessen den stark betonten Gesichtspunkt des Alterns in der Menschenwelt ein. Durch diesen bekommt die Wunscherfüllung eine durchaus drängende Note und beantwortet die Frage, warum typische Dschinn es oftmals so eilig haben, ihre Wünsche zu erfüllen. Andererseits wird gleichzeitig immer deutlicher dass die perfekte Welt der Dschinns gerade durch diese Perfektion nicht mehr perfekt ist sondern geradezu steril.
Hier gibt es auch die Verbindung zu Violas Problemen und den zwei Hauptthemen: unerfüllte Liebe und Ausgeschlossensein. Viola fühlt sich vor allem anderen ausgeschlossen und sieht die Lösung für ihr Problem darin, Anschluss an die örtliche Glamour-Clique zu finden. Nur ist das auch mit Wünschen nicht so einfach und die "Beraterfunktion" des Dschinns scheint fast wichtiger. Erfrischend ist hier, dass nicht das typische Schema zweier verkorkster Wünsche und eines dritten um alles wieder einzurenken verfolgt wird. Die Moral der Geschichte ist jedoch klar: Auch wenn die Glamour-Clique der Schule toll scheint und von allen bewundert wird und jeder dazugehören will - vielleicht ist sie in Wirklichkeit gar nicht so toll oder einfach für einen selbst nicht das Richtige. Die Charaktere sind zwar keine bloßen Typen aber entwickeln auch nicht viel Tiefe – wobei es durchaus Hinweise darauf gibt, dass selbst Nebencharaktere nicht das sind, was sie auf den ersten Blick scheinen: im Leben ist jeder ein Individuum; Dschinn ist letztlich nicht nur einDschinn ohne Namen sondern Dschinn. Dies fügt sich ebenfalls gut an die Aussage über Cliquen an, immerhin ist Glamour meist vielmehr Schein als Sein.
Auf der stilistischen Seite bietet die Autorin klare, unverschnörkelte Prosa, die zwar nicht durch Sprachgeschick einfängt aber den Lesefluss (nach dem leicht unansprechenden ersten Kapitel) und das Weiterlesen begünstig. Auf bloße Beschreibungen verzichtet Jackson Pierce; trotz einiger Nachdenklichkeit der Hauptfiguren bleibt der Roman eher handlungslastig. Dies ist auch der doppelten Kapitelstruktur geschuldet: Der Roman ist mit zwei Ich-Erzählern ausgestattet (Viola und Dschinn), die abwechselnd je ein Kapitel übernehmen. Muss ich an dieser Stelle eigentlich noch erwähnen, wer das zentrale romantische Pärchen ist?
"Drei Wünsche hast du frei" ist ein Buch insbesondere für Leserinnen ab 14 mit den Hauptthemen enttäuschter Liebe und der Suche nach Zugehörigkeit. Erfahrener Leser können einige interessante Ideen zu dem Dschinn finden und stoßen endlich einmal auf einen Charakter, der seine Wünsche nicht sinnlos oder schadhaft vergeudet - dennoch werden sie den Roman unter Umständen ein wenig zu vorhersehbar finden. Dabei ist "Drei Wünsche" dennoch erfreulich weit weg vom Kitsch und der Plattheit, die ich zunächst befürchtete.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
Es gibt eine oder mehrere Leseprobe(n) zu diesem Buch:Drei Wünsche hast du frei - Leseprobe (extern)
Zitat(e) aus dem Buch
- Ein Vogel und ein Fisch können sich vielleicht nacheinander sehnen, aber wo sollen sie leben?
Diese Rezension bewerteten 9 positiv und 1 negativ. (19703 Leser bisher.)
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