Die Zwerge: Das Duell - Test zum Kartenspiel für zwei
Kurz nach Erscheinen des fünften Zwerge-Romans bringt Pegasus nach dem kooperativen Brettspiel nun ein Kartenspiel für zwei Spieler heraus. Mit Karten und Würfeln ist der Glücksfaktor leider etwas hoch, aber die Qualität des Materials, die Illustrationen und das eingängige Prinzip von Michael Palm & Lukas Zach überzeugen nicht nur Fans der Reihe von Markus Heitz.
Spielprinzip
Ein Spieler übernimmt die Mächte des Guten, einer die Mächte des Bösen. In einer Runde zieht der aktive Spieler zunächst eine Karte und würfelt dann (zunächst mit drei Würfeln, später mehr). Mit den Würfeln kann er nun Karten von seiner Hand spielen oder Fähigkeiten bereits gespielter Karten nutzen.
Ausgelegte Karten bieten zum Beispiel Extrawürfel, lassen einen Würfel neu werfen, zusätzliche Karten ziehen, Gegnerkarten angreifen oder zählen als Siegpunkte. Das Spiel ist zu Ende, wenn einer der Kartenstapel aufgebraucht ist und derjenige mit den meisten Siegpunkten gewinnt.
Das Spiel ist einfach zu lernen und hat bei zwei Decks zu je 35 Karten eine überschaubare Dauer. Die komplette zweiseitige Anleitung gibt es bei Pegasus (PDF, 4.2MB).
Karten und Würfel - Hoher Glücksfaktor
Hat der Gegner beispielsweise schnell Unterstützungen ausgespielt und ich habe nur Siegpunkte auf der Hand (diese sichern zwar den Sieg - aber erst am Spielende; bis dahin haben sie keine Auswirkung), sind meine Möglichkeiten bald recht einseitig. Spielt mein Gegner nun auch noch Verbündete, kann er angreifen, was ich gerade erst ausgespielt habe. Er kann mich klein halten und oft habe ich keine Chance, meine Verbündeten einzusetzen.
Jokerkarten: Minimaler Ausgleich für Pech
Nutze ich keinen Würfel, nehme ich eine Jokerkarte. Diese kann ich in einer folgenden Runde einsetzen und sie zählt wie ein beliebiger Würfel. Das ist aber nur ein sehr kleiner Trost. Eine Jokerkarte zu ziehen lohnt sich meist nur, wenn man tatsächlich nichts tun kann.
Ein wenig kann man auch mit Karten taktieren: Unterstützungen sind nicht angreifbar und bringen einen immer voran. Manche Siegpunkte sind zumindest robust - leider sind genau diese auch schwer auszuspielen. Aber nun ja: Besser etwas spielen, was am Ende wichtig sein könnte, als gar nichts.
Offensiv siegt
Von den Jokerkarten gibt es übrigens drei. Darf ich eine nehmen und es liegt keine in der Mitte, stehle ich sie stattdessen beim Gegner. Was man hat, sollte man also schnell nutzen. Dies spiegelt sich im gesamten Spiel wider: Es gibt kein defensives Verschanzen oder Absichern. Für mich war immer klar: Wenn ich die Möglichkeit habe, greife ich den Gegner an, schalte seine Verbündeten aus, bevor sie meine angreifen - oder meine Siegpunkte. Wenn es mir gleichzeitig gelingt, meine Unterstützungen auszuspielen und damit meine Ressourcen auszubauen, bin ich auf der Siegerstraße. Auch die Karten legen eine eher offensive Strategie nahe: Zwei Aktionskarten ("Wendungen") fügen Schaden zu; nur eine verhindert Schaden.
Apropos besiegen: Um einen Verbündeten oder eine Siegpunkt-Karte aus dem Spiel auf den Ablagestapel zu befördern, muss man ihr in einer Runde Schaden in Höhe ihrer Lebenspunkte zufügen. Einige Karten haben immerhin 4 Lebenspunkte und dadurch einen gewissen Schutz. Genau diese Karten helfen mir aber nicht unmittelbar weiter. Habe ich also die Wahl, sollte ich bevorzugt unangreifbare Ressourcen spielen. Die muss ich dazu aber erst einmal ziehen.
Unfaire Karten
Verschärft wird das Ganze durch einige Karten, die übermächtig sind, wenn sie früh ins Spiel kommen und/oder der Gegner keine sofortige Antwortmöglichkeit hat. Denn sie entscheiden Spiele mitunter im Alleingang.
Grundsätzlich kann ich drei Dinge angreifen:
- den Nachziehstapel
- ausgespielte Karten (Verbündete und Siegpunkte)
- die Hand des Gegners
Der Nachziehstapel dürfte die seltenste Wahl sein. Ein Schadenspunkt befördert eine Karte auf den Ablagestapel. Allerdings weiß ich nie, welche Karten ich damit ausschalte und im Nachziehstapel hatten sie keinen direkten Nutzen für meinen Gegner. Es ist also eher ein indirekter Angriff, der vor allem das Spiel beschleunigt. (Das Spiel endet sofort, wenn ein Spieler seine letzte Karte zieht.)
Wahrscheinlicher sind die anderen Strategien. Mit Zwergenkönig/Bislipur, ausspielbar für einen 2er-Würfel, kann ich anschließend mit jedem beliebigen Würfel einen Schadenspunkt zufügen. Aua! Das wären in der ersten Runde 2 SP und in jeder späteren mindestens 3 - mit Extrawürfeln sogar noch mehr. Einzige Chance des Gegners: Ihn schnell besiegen.
Mindestens ebenso übel ist ein früher Balendelín/Swerd. Mit einer 5 gespielt kann ich mit jeder weiteren 5 eine Karte aus der Hand meines Gegners auf den Ablagestapel legen. Die Möglichkeiten meines Gegners sind so schnell reduziert: Wenn er nicht gerade mehrere Karten pro Zug ziehen darf oder viele Karten auf der Hand gebunkert hat, verbleibt ihm nur die neu gezogene Karte.
Mehr Taktik als Strategie
Die Zwerge: Das Duell ist jedoch kein vollkommenes Glücksspiel. Es hängt immer noch einiges davon ab, wann ich Karten spiele. Habe ich die Aktionskarte Dolch/Wurfbeil (1 Schadenspunkt auf ein beliebiges Ziel), sollte ich mir diese eventuell für die unfairen Karten aufbewahren. Aber dazu muss ich sie erst einmal bekommen. Da ich eben nicht weiß, welche Karten ich ziehe, ist Die Zwerge: Das Duell eher ein taktisches Spiel als ein strategisches. Ich kann die Partie nicht von Beginn an planen, sondern muss vielmehr darauf reagieren, was mein Gegner ausspielt und was ich ausspielen kann. Denn auch wenn die Offensive klar favorisiert ist: Manchmal kann es besser sein, eine Karte zurückzuhalten.
Der Lernanspruch bleibt trotzdem gering. Als Spieldauer gibt Pegasus realistische 20-40 Minuten an.
Thematisch passend, exzellent illustriert
Die Qualität des Materials ist exzellent. Die Karten sind solide; die Würfel werden mitgeliefert - mit einer Axt auf der Jokerseite. Mancher andere Spielehersteller hätte hingegen darauf gesetzt, dass die Spieler selbst Würfel haben. Für 10 Euro? Wer bei dem Preis meckert, der meckert immer. Nicht zu vergessen: die herrlichen Illustrationen, in denen Zwerge-Leser Szenen aus den Romanen wiederfinden.
Extra: Neues Brettspiel-Szenario
Fazit: Das Spiel ist recht glücklastig und manche Partien kann man einfach nicht gewinnen. Damit muss man leben können, um Freude zu haben, und daher ist das Spiel eher für Gelegenheitsspieler als für Hardcore-Strategen.
Trotz dieses Mankos: Insgesamt gefällt Die Zwerge: Das Duell mir gut. Es ist einfach zu lernen, erfordert hier und dort aber taktisches Geschick. Und auch thematisch passt es: Jeder Zwerge-Fan wird sich wie im Geborgenen Land fühlen.
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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